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Politik: Heimspiel für Bush

Bratislava, die letzte Station seiner Europa-Reise, konnte George W. Bush sehr entspannt angehen. Der US-Präsident wurde in der slowakischen Hauptstadt begeistert empfangen - und die kleine Gegen- Demonstration fand im Fernsehen einfach nicht statt.

Bratislava (24.02.2005, 15:12 Uhr) - Für George W. Bush wurde die letzte Station seiner Europa-Reise fast zum Heimspiel. Völlig entspannt und breit lächelnd trat der US-Präsident am Donnerstagmittag vor mehrere tausend Slowaken, um ihnen für ihren Beitrag zur Verbreitung von Freiheit und Demokratie in der Welt zu danken. Mit dem slowakischen «Dobry Den» (Guten Tag) brach er das Eis. Danach war ihm der Beifall auf dem Hviesdolslav-Platz im Zentrum Bratislavas sicher.

Von feindseligen Demonstranten war auf dem Platz nicht viel zu sehen. Ganze 50 Kritiker, die auf Transparenten «Adolf Bush» und «Wladimir Lenin Putin» anprangerten, wurden am Rand der Veranstaltung von mehreren hundert Polizisten «abgeschirmt». Das slowakische Fernsehen zeigte sie nicht, US-amerikanische Sicherheitsleute versuchten, Pressefotografen daran zu hindern, die Proteste zu fotografieren. Nichts sollte offenbar die Harmonie des «historischen» Augenblicks stören, den die eindeutig pro-amerikanische Regierung der Slowakei so sehr ersehnte.

Und so konnte Bush erstmals in Europa vor einem großen Publikum seine Vision von der Ausbreitung von Demokratie und Freiheit fast ungestört vortragen. Die schrillen Pfiffe der Demonstranten waren bei der Live-Übertragung des staatlichen slowakischen Fernsehens nicht zu hören. Die Regierung hatte bereits Anfang Februar striktere Grenzkontrollen angeordnet, um die Einreise von Demonstranten aus den Nachbarländern zu verhindern.

Offizielle Kritik brauchte Bush in Bratislava ohnehin nicht zu befürchten. Die slowakische Regierung steht, wie kaum eine andere in Europa, hinter den USA, auch hinter dem US-Feldzug gegen Saddam Hussein. Ministerpräsident Mikulas Dzurinda schickte immerhin mehr als 150 Soldaten in den Irak. Er darf sich seither als führender Vertreter des «Neuen Europas» betrachten - ein Begriff den US- Verteidigungsminister Donald Rumsfeld auf dem Höhepunkt der Krise um Washingtons Irak-Feldzug prägte. Auch bei seinen äußerst radikalen Sozialreformen sind die USA für Bratislava ein Vorbild.

Kein Wunder, dass Bush die kleine Slowakei immer wieder als großes Vorbild im Kampf um Freiheit und Unabhängigkeit auch für andere Staaten darstellte: Für Georgien etwa, für die Ukraine, «und jetzt auch für den Irak. Die purpurne Revolution der späten 80er Jahre in der Slowakei setze sich nun im Mittleren Osten fort. «Jeder Slowake kann stolz auf diese Errungenschaften sein; und das amerikanische Volk ist stolz, Sie als Verbündete zu haben», rief der Präsident den Slowaken und dem Rest der Welt entgegen.

Dass Bushs Besuch in Bratislava nicht ganz zum «Heimspiel» wurde, lag nicht zuletzt an seinem als «schwierig» bezeichneten Treffen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin, auf dessen Tagesordnung fast ausschließlich kontroverse Themen standen. War es eine Vorahnung, dass die Slowaken beiden Staatschefs Nachbildungen eines Schwerts aus dem achten Jahrhundert als Gastgeschenk überreichten? In der Slowakei genießt Putin nach wie vor ein hohes Ansehen. Nach einer Umfrage der Tageszeitung «Sme» vom Mittwoch sieht die Mehrheit in ihm und nicht in Bush einen Garanten für die Stabilität der Demokratie. (Von Christian Fürst, dpa) ()

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