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Politik: Helfer, kein Opfer

Neu-Delhi will die Folgen des Seebebens selbst meistern und seine Vormachtrolle in der Region stärken

Berlin - Mindestens 16000 Menschen sind nach dem Tsunami in Indien getötet oder vermisst, mehr Tote gab es nur in Indonesien und Sri Lanka. Doch Indien will nicht als Opfer, sondern als starker Helfer auftreten. Neu-Delhi hat 25 Millionen Dollar als Beitrag zur internationalen Hilfe versprochen, externe Entwicklungshilfe wird zurückgewiesen, und vor Beginn der Geberkonferenz im indonesischen Djakarta legte öffentlichkeitswirksam ein indisches Krankenhausschiff mit Hilfsgütern im Wert von rund einer Million Dollar in Banda Aceh an.

Indien will weg vom Image als Entwicklungsland und seine Rolle als Vormacht in Südasien stärken. Deshalb ließ sich die Regierung von Premier Manmohan Singh auch gern von US-Präsident Bush zum Mitglied einer ursprünglich geplanten „Kerngruppe“ von Staaten erklären, die die Hilfe in der Region koordinieren sollten, um zugleich auf die führende Rolle der UN zu pochen. Während man einerseits den Einfluss der USA gering halten will, berichten Medien andererseits stolz von enger Kooperation zwischen indischen und US-Seestreitkräften bei der Hilfe für die Flutopfer. Zudem beansprucht Delhi eine Vorreiterrolle beim Aufbau eines Frühwarnsystem in der Region, was aufgrund seiner Satelliten- und Weltraumtechnik auch realistisch wäre.

Bleibt die Frage, wie das riesige Land mit den eigenen Opfern umgeht. Nach anfänglichen Problemen scheint die Soforthilfe zu laufen. Doch besteht die Gefahr, dass ein Großteil langfristiger Entschädigungen und Wiederaufbaugelder nie ankommt. Denn von der Zentralregierung über die Regionalbehörden bis hin zu den Betroffenen sind die Korruptionsnetzwerke dicht gespannt. Hört man auf den Botschafter in Washington, scheint es fast, als hätte die Katastrophe für Indien vor allem außenpolitische Konsequenzen. „So traurig es ist“, zitiert ihn die „Times of India“, „es hat den Tsunami gebraucht, um Indiens ganze Einflusssphäre zu begreifen.“

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