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Politik: Helfer richten sich auf langen Einsatz in Sudan ein

Berlin – Bei den Hilfsorganisationen in Sudan schwindet die Hoffnung auf ein baldiges Ende der Flüchtlingskrise in der Region Darfur. „Die Menschen werden in jedem Fall das ganze nächste Jahr auf Hilfe angewiesen bleiben“, sagt Dietrich Fischer vom Deutschen Roten Kreuz (DRK).

Berlin – Bei den Hilfsorganisationen in Sudan schwindet die Hoffnung auf ein baldiges Ende der Flüchtlingskrise in der Region Darfur. „Die Menschen werden in jedem Fall das ganze nächste Jahr auf Hilfe angewiesen bleiben“, sagt Dietrich Fischer vom Deutschen Roten Kreuz (DRK). Die diesjährige Ernte sei verloren, frühestens in einem halben Jahr könnten die Bauern mit der neuen Aussaat beginnen – und drei bis vier weitere Monate später ernten. „Wenn die Flüchtlinge allerdings bis zum Sommer nicht in ihre Dörfer zurückkehren können, verlieren sie noch ein Jahr“, erläutert der Afrikaexperte. Doch nach einer Beruhigung der Lage sieht es derzeit nicht aus. Im Gegenteil: Fischer, der sich im Dezember in der Krisenregion aufgehalten hat, berichtet von neuen Kämpfen zwischen Regierungstruppen und Rebellenfraktionen. Der zuvor geschlossene Waffenstillstand scheint damit hinfällig. Allein aus dem Ort Tawilah nahe der Provinzhauptstadt al Fascher seien 30 000 Menschen vor den Auseinandersetzungen geflohen. „Sie siedeln am Rande eines Flüchtlingslagers, das von uns betreut wird, und warten darauf, dass wir ein weiteres Camp einrichten“, erklärt Fischer.

UN-Generalsekretär Kofi Annan hatte vor Weihnachten die bisherigen Bemühungen der Vereinten Nationen um eine Entspannung in Darfur für gescheitert erklärt und den Weltsicherheitsrat aufgerufen, seine Politik gegenüber der Regierung Sudans zu verschärfen. Der Sicherheitsrat hat bisher ebenso wie die EU auf Sanktionen verzichtet. Seit dem Frühjahr sind in der Provinz Darfur rund 70 000 Menschen getötet worden, mehr als zwei Millionen wurden vertrieben. Hauptverantwortlich für die Gewalt sind arabische Milizen, die Dschandschawid. Von der Regierung in Khartum mit Waffen ausgerüstet, verwüsteten sie ganze Dörfer und raubten Vieh im großen Stil. Rebellen aus den Reihen der schwarzafrikanischen Bevölkerung bekämpfen die Milizen.

Die Anwesenheit einer 1000 Mann starken Beobachtertruppe der Afrikanischen Union zeigte kaum Wirkung. „Die Lage ist völlig unüberschaubar geworden, inzwischen ziehen auch kriminelle Banden durch die Region, rauben und morden“, sagt DRK-Arzt Fischer. Die Arbeit der Hilfsorganisationen wird immer schwieriger. „Save the Children“ zog sogar ab, weil mehrere Mitarbeiter der Organisation getötet wurden. Nun plant offenbar Großbritannien, 3000 Soldaten nach Sudan zu entsenden, und hofft auf Unterstützung anderer EU-Staaten, wie aus einem Bericht des „Independant on Sunday“ hervorgeht.

Die Helfer indes setzen nicht auf einen Militäreinsatz. „Darfur ist so groß wie Frankreich, ein so riesiges Gebiet kann man nicht kontrollieren“, erläutert Fischer. Das Rote Kreuz und seine Partner vom Roten Halbmond Sudans richten sich auf einen längeren Einsatz ein: Im Januar wird die vierte Gesundheitsstation in dem Krisengebiet aufgebaut, und schon bald sollen zwei mobile Stationen über Land fahren. „Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz verhandelt mit den Konfliktparteien, um das möglich zu machen“, sagt Fischer. Langfristig könne wohl nur ein Frieden in der zweiten Unruheregion des Landes – in Südsudan – die Situation in Darfur verbessern. „Dann kann sich die Politik ganz auf Darfur konzentrieren“, sagt Fischer. Die Chancen stehen nicht schlecht: Die Bürgerkriegsparteien im Süden wollen am 10. Januar ein Friedensabkommen unterzeichnen.

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