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Politik: Helfer von Atta in Hamburg verhaftet

29-Jähriger trainierte mit Todespiloten in Afghanistan / Kannte der Marokkaner die Ziele der Attentäter?

Karlsruhe/Berlin. In Hamburg ist ein weiterer mutmaßlicher Hintermann der Terroranschläge vom 11. September 2001 festgenommen worden. Generalbundesanwalt Kay Nehm ließ am Donnerstag den 29-jährigen Marokkaner Abdelghani Mzoudi wegen Unterstützung einer terroristischen Vereinigung verhaften.

Mzoudi studiert an der Hamburger Fachhochschule Elektrotechnik. Nach den Ermittlungen hatte er engen Kontakt zu den Mitgliedern der so genannten Hamburger Terror-Zelle um Mohammed Atta und kannte zumindest abstrakt deren Ziele. Zusammen mit dem flüchtigen Zakaryia Essabar zog er im September 1999 in die Marienstraße 54 in Hamburg ein, wo zuvor auch Atta gewohnt hatte; außerdem war Mzoudi Mitglied in dessen Gebetsgruppe. Im Sommer 2000 soll er außerdem in Afghanistan in einem Ausbildungslager der Al Qaida trainiert haben – zur gleichen Zeit wie Zakaryia Essabar und Mounir El-Motassadeq. Gegen Motassadeq ist inzwischen vor dem Oberlandesgericht in Hamburg Anklage erhoben worden; Motassadeq und Mzoudi hatten nach Informationen des Tagesspiegel bereits vor sieben Jahren einige Monate zusammengewohnt.

Generalbundesanwalt Kay Nehm sagte am Donnerstag, derzeit werde weiter ermittelt, ob Mzoudi die konkreten Attentatspläne in den USA kannte. Sollte das der Fall sein, könnte der Tatvorwurf gegen ihn auf Mitgliedschaft und Beihilfe zum Mord erweitert werden. Mzoudi soll unter anderem Essabar Geld für eine ursprünglich geplante Flugausbildung in den USA gegeben haben. Außerdem wird ihm vorgeworfen, dem Todespiloten Marwan Al Shehhi ein Zimmer in einem Studentenwohnheim verschafft zu haben. Dort konnte sich Al Shehhi in den Wochen bis zu seinem Abflug in die USA verstecken.

Gegen Mzoudi, der als islamischer Fundamentalist gilt, wurde seit dem 25. Oktober 2001 ermittelt. Bereits Anfang Juli war er in Hamburg vernommen worden. Damals waren insgesamt acht Männer verhört worden, denen die Bundesanwaltschaft die Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung vorgeworfen hatte. Treffpunkt der Gruppe war damals der Buchladen „At Tawhid“ im Stadtteil Sankt Georg. Mzoudi war damals aber wieder freigelassen worden.

Erst als die Ermittler die Information bekamen, dass Mzoudi sich in einem afghanischen Ausbildungslager aufgehalten hatte, und die Aussage als glaubhaft überprüft worden war, erwirkte Generalbundesanwalt Kay Nehm am Mittwoch Haftbefehl beim Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs. Mzoudi wird an diesem Freitag dem Ermittlungsrichter vorgeführt, der über die Untersuchungshaft entscheiden wird.

Mit den weiteren Ermittlungen beauftragte Nehm das Bundeskriminalamt in Wiesbaden. Die Aufenthalte der mutmaßlichen Terroristen in Afghanistan dienten nach Angaben Nehms unter anderem dazu, mit den Verantwortlichen des von der Al Qaida bestimmten internationalen Netzwerks die Einzelheiten der Anschläge abzustimmen. Frank Jansen/Ursula Knapp

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