zum Hauptinhalt

Hessen: Ex-Ministerpräsident Börner gestorben

Der frühere hessische Ministerpräsident und SPD-Spitzenpolitiker Holger Börner ist tot. In seiner Amtszeit führte er die bundesweit erste rot-grüne Koalition an.

Kassel - Börner starb in der Nacht zum Mittwoch im Alter von 75 Jahren, wie seine Heimatstadt Kassel mitteilte. Der SPD-Vorsitzende Kurt Beck würdigte ihn als einen "geborenen Sozialdemokraten". Der hessische Ministerpräsident Roland Koch (CDU) nannte ihn einen Staatsmann, "der seine Zeit geprägt hat." Börner war von 1976 bis 1987 Ministerpräsident von Hessen und stand dabei von 1985 bis 1987 an der Spitze der bundesweit ersten rot-grünen Koalition.

1931 in Kassel geboren, wuchs Börner in einem traditionell sozialdemokratischen Haus auf. Nach einer Ausbildung zum Betonfacharbeiter zog er 1957 mit 26 Jahren als damals jüngster Abgeordneter in den Bundestag ein. Von 1967 bis 1972 war er Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, danach bis 1976 Bundesgeschäftsführer der SPD. Im Oktober 1976 wurde er dann zum Regierungschef in Hessen gewählt.

Bundesweit sorgte Börner für Schlagzeilen, als er 1985 wenn auch widerwillig eine Koalition mit den Grünen einging. Der spätere Bundesaußenminister Joschka Fischer (Grüne) wurde damals Umweltminister in Hessen. Das bundesweit erste rot-grüne Bündnis zerbrach nach nur 15 Monaten an der Atomfrage. Börner erklärte daraufhin seinen Verzicht auf eine erneute Spitzenkandidatur und wurde noch 1987 zum Vorsitzenden der Friedrich-Ebert-Stiftung gewählt. Dieses Amt hatte er bis 2003 inne.

Koch: "Ein Mensch, der die Herzen erreichen konnte"

Börner stand nach den Worten von SPD-Chef Beck als gelernter Facharbeiter "für die Beteiligung der Arbeitnehmerschaft am Haben und Sagen in unserer Gesellschaft." Als Bundesgeschäftsführer habe er auch großen Anteil an den SPD-Wahlsiegen unter Willy Brandt und Helmut Schmidt bei den Bundestagswahlen 1972 und 1976 gehabt, erklärte der rheinland-pfälzische Ministerpräsident. Börners "menschliche Art, seine Aufmerksamkeit und sein kluger Rat" würden der SPD fehlen. Die Bundes-SPD legte im Willy-Brandt-Haus in Berlin ein Kondolenzbuch aus.

Hessens Ministerpräsident Koch würdigte seinen Amtsvorgänger als einen Politiker, "der über viele Jahrzehnte hinweg seine Leistungskraft vorbehaltlos in den Dienst des demokratischen Gemeinwesens gestellt hat." Er sei ein Mensch gewesen, "der die Herzen erreichen konnte, und der sein Herz niemandem verschlossen hat." Die Vorsitzende der Friedrich-Ebert-Stiftung, Anke Fuchs, erklärte, Börners Wirken zur Durchsetzung der Ideale der Stiftung von Freiheit, sozialer Demokratie und internationaler Zusammenarbeit bleibe unvergessen. (tso/AFP)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false