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Hessens Grüne: „Wir geben uns nicht dafür her, Verlierern ins Amt zu helfen“

Der hessische Grünen-Spitzenkandidat Tarek Al-Wazir über Koalitionsverhandlungen und -möglichkeiten.

Die Grünen haben in Hessen mehr als zwei Prozentpunkte verloren. Was hat Ihr Förderer Joschka Fischer dazu gesagt?

Dass wir uns nicht grämen sollen, weil wir einen guten Wahlkampf gemacht haben. Trotzdem müssen wir uns natürlich überlegen, ob es gravierende Fehler gegeben hat.

Und?

Bisher haben wir bei den Diskussionen in Partei und Fraktion keine groben Fehler entdecken können.

Sie sind also ein Opfer der Umstände?

Wir sind zerrieben worden. Auf der einen Seite hat Roland Kochs Kampagne den Wechselwunsch verstärkt und damit der SPD-Spitzenkandidatin Andrea Ypsilanti Wähler zugetrieben, auch von den Grünen. Auf der anderen haben manche Grünen-Wähler aus taktischen Motiven für die Linkspartei gestimmt, weil sie glaubten, nur so ließe sich Koch verhindern.

Die Sozialdemokraten machen sich Hoffnungen auf eine Ampelkoalition. Halten Sie ein Bündnis von SPD, Grünen und FDP für realistisch?

Das Wahlergebnis macht nur eine große Koalition oder eine Dreier-Konstellation möglich. Das ist eine neue Lage für ein westdeutsches Flächenland. Sie erfordert von allen Beteiligten mehr Kompromissbereitschaft. Deshalb verstehe ich nicht, warum die FDP sich selbst Sondierungsgesprächen kategorisch verweigert.

Mit anderen Worten: Sie erwarten von der FDP tatsächlich den Bruch ihrer Koalitionsaussage?

Die FDP muss verstehen, dass der Wahlkampf vorbei ist. Wir alle haben die Aufgabe, das Votum der Wähler nun umzusetzen.

Das Votum ist aber nicht klar.

Klar ist: Roland Koch ist der Verlierer dieser Wahl, auch wenn er das nicht wahrhaben will und an seinem Sessel klebt wie Pattex. Andrea Ypsilanti ist die Wahlsiegerin. Sie hat den Auftrag zur Regierungsbildung.

Das sieht die CDU als stärkste Partei anders.

Ich warne die CDU davor, in diesem Land Unregierbarkeit zu produzieren, und insgeheim auf Neuwahlen zu setzen. Wenn Roland Koch Chaos produzieren will, dann wird er der Verantwortung seines Amtes nicht gerecht. Die FDP sollte sich nicht dafür hergeben, diesen Pattex-Koch weiter zu unterstützen, indem sie sich einer Alternative verweigert.

Warum sorgen die Grünen nicht für einen Ausweg und lassen sich auf Verhandlungen über eine Jamaika-Koalition ein?

Wir geben uns nicht dafür her, dem Wahlverlierer ins Amt zu helfen.

Tarek Al-Wazir (37) war Spitzenkandidat der Grünen bei der Landtagswahl in Hessen. Er führt die Fraktion im Wiesbadener Landtag seit 2000. Das Gespräch führte Stephan Haselberger.

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