zum Hauptinhalt

Politik: Hilflos im Raumschiff

Sonntag. Das Wochenende näherte sich dem an, was wir früher als Normalität kannten.

Sonntag. Das Wochenende näherte sich dem an, was wir früher als Normalität kannten. Überall sind Leute auf der Straße, die Cafés sind voll, man sieht sogar manchmal ein Lächeln. Dabei bleibt die Situation aber wie ein Vakuum; zwischen zwei Wirklichkeiten traut sich keiner glücklich zu sein und zu jubeln. Ich gehe auf der Hauptstraße, Knez Michailova, und spüre Schwerelosigkeit, wie in einem Raumschiff. Alle Bewegungen erscheinen wie in Zeitlupe, und ich fühle mich wie in einer Kapsel, isoliert von der wirklichen Welt.

Montag. Es ist nicht vorbei, bevor es wirklich vorbei ist! Die ersten Nachrichten am Morgen sind ein Schock: Die Gespräche über die militärischen Details sind gescheitert. Was bedeutet das? Weitere Bombenangriffe? Ganz sicher! Bodentruppen? Das wäre möglich. Völliges Scheitern der Verhandlungen? Niemand weiß das. Ich fühle mich total hilflos. Es gibt einen serbischen Spruch, der das ausdrückt: wie ein Vogel in einer Kinderhand. Währenddessen sterben weiter Menschen im Kosovo. Auf die Frage nach der Sicherheit für die serbische Bevölkerung des Kosovo sagt ein hoher US-Offizier der BBC: Wenn sie Angst haben, haben sie die Freiheit zu gehen. Es zeigt sich, daß amerikanische Demokratie und Gerechtigkeit nicht für jedermann gleich gelten.

Alex K. lebt in Belgrad. Die junge Serbin, die von sich selbst sagt, sie sei von westlichen Idealen geprägt, beschreibt in ihrem Tagebuch, wie sie den Krieg erlebt. Um die Autorin zu schützen, können wir ihren richtigen Namen nicht nennen. Heute drucken wir ihre Eindrücke vom 6. und 7. Juni. Der Tagesspiegel meldete: "Militärgespräche mit Belgrad ins Stocken geraten - Nato dämpft Hoffnungen auf schnelle Einigung"

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false