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Flüchtlingsdrama an der syrisch-türkischen Grenze: Die Menschen müssen in Zukunft wohl mit noch weniger Nahrungsmittelhilfe auskommen.

© AFP

Hilfsorganisation WFP geht das Geld aus: Syrische Flüchtlinge bekommen weniger zu essen

Mit fünf großen humanitären Krisen gleichzeitig stößt die internationale Gemeinschaft an ihre Grenzen. Notleidende Syrer haben bald noch weniger zu essen, weil das Geld nicht reicht. In Berlin wird bald über zusätzliches Geld für Flüchtlinge entschieden.

Das Welternährungsprogramm (WFP) kürzt seine Nahrungsmittelrationen für Vertriebene in Syrien ab Oktober um 40 Prozent. Auch die Verteilung von Lebensmittelkarten an syrische Flüchtlinge in den Nachbarstaaten wird wegen Geldmangels voraussichtlich eingeschränkt. "Dies ist umso bedauerlicher, als dass es zuletzt gelungen war, in Syrien so viele Vertriebene zu erreichen wie nie zuvor", sagte WFP-Vizedirektorin Elisabeth Rasmusson am Dienstag in Berlin.

Die UN-Funktionärin, die in den kommenden Tagen Vertreter der Bundesregierung treffen wird, hat aber noch Hoffnung, dass der Haushaltsausschuss des Bundestags Mitte Oktober zusätzliche Mittel für die Versorgung von Vertriebenen in Syrien und im Irak bewilligen wird. Alleine für die Syrien-Hilfe fehlen WFP in den Monaten Oktober bis Dezember 352 Millionen US-Dollar (knapp 280 Millionen Euro).

Besonders problematisch sei die geplante Kürzung der monatlichen Nahrungsmittelhilfe im Libanon von 30 US-Dollar auf 20 Dollar pro Flüchtling. Dies könne zu einem Anstieg der Kriminalität und dann auch zu einer wachsenden Ablehnung der Flüchtlinge durch die lokale Bevölkerung führen. Mittelfristig sei auch eine Destabilisierung des Libanons zu befürchten.

Die Norwegerin, die gerade aus Syrien zurückgekehrt ist, sagte, die Menschen in den von der Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) kontrollierten Gebieten seien derzeit die einzigen, die keine UN-Nahrungsmittelhilfe erhielten. Der Zugang zu Gebieten unter Kontrolle der islamistischen Al-Nusra-Front sei eingeschränkt.

Rasmusson sagte: "Die Al-Nusra-Front will, dass die Menschen nicht erfahren, dass diese Hilfe von den Vereinten Nationen kommt. Sie will den Eindruck erwecken, dass sie es ist, die diese Lebensmittel beschafft, und das geht so natürlich nicht." Im August hatten 4,17 Millionen Menschen in Syrien vom WFP Nahrungsmittelhilfe erhalten. Rasmusson sagte, es sei sehr befremdlich, zu sehen, wie Familien in der Stadt Tartus im Restaurant essen, während wenige Kilometer entfernt gekämpft und gehungert werde.
WFP kümmert sich im Moment gleichzeitig um fünf Krisen, die von den Vereinten Nationen als "Level-Drei-Krisen" eingestuft wurden: Ebola, Syrien, Irak, Südsudan und Zentralafrikanische Republik. "So eine Situation hat es in der Geschichte der Organisation noch nie gegeben", sagte Rasmusson. (dpa)

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