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Hillary

© AFP

Hillary Clinton: „Barack wird mein Präsident“

Hillary Clintons wichtigste Botschaft auf dem Parteitag der Demokraten: Einigkeit. Für eine halbe Stunde ist sie die Königin - und sie genießt es.

Am Ende des Abends sind sie alle nur noch Demokraten. Die weite Arena ist ein blaues Meer aus schmalen, hochformatigen Schildern: „H-I-L-L-A-R-Y“ steht auf den einen, „O-B-A-M-A“ auf den anderen, und auf den Rückseiten „U-N-I-T-Y“. Die vielen Tausend halten sie wie Fackeln in die Höhe, als wollten sie John F. Kennedys berühmte Wendung in Bilder fassen: Die Älteren reichen die Fackel an die Jüngeren weiter.

Der Generationenwechsel in der Führung war vor 48 Jahren weder freiwillig noch harmonisch, als Kennedy erst den Machtkampf um die Nominierung und dann die Wahl gewann und mit 43 Jahren Präsident wurde. Auch 2008 haben die Clintons dem Nachwuchsstar Barack Obama das Feld nicht freiwillig überlassen. Seit Wochen war es die spannendste Frage: Würde Hillary unzweideutig zu seiner Wahl aufrufen? Ein nennenswerter Teil ihrer Anhänger hatte sich Beginn des Nominierungsparteitags noch nicht mit ihrer Niederlage abgefunden: 27 Prozent sagten laut Gallup, sie seien nicht bereit, Obama zu wählen. Das Gespenst eines gespaltenen Parteitags ging um, der die Demokraten die Wahl kosten würde.

Die Clinton-Fans sind in Denver leicht zu finden. Sie zeigen ihre Sympathien mit „Hillary“-Buttons auf T-Shirts, Jacken oder Hüten. Aber sie sind keine Einheit. Da sind die Versöhnlichen wie Ruth Rudy aus Centre Hall, Pennsylvania. Die 70-Jährige hat für Hillary gekämpft, weil „ich mein ganzes Leben darauf gewartet habe, dass eine Frau es schafft“. Die Vorwahlen gewann Obama, nun müsse die Partei zusammenstehen. Sterne mit dem Aufruf „Unity!“ schmücken ihren Hut.

Da sind die Enttäuschten wie Etta Walker aus Kansas. Sie hat Hillarys Niederlage noch nicht verwunden. Bei der Abstimmung über den Wunschkandidaten wolle sie für Clinton stimmen. Mit diesem Auftrag habe man sie als Delegierte nach Denver geschickt. Erst wenn der Parteitag Obama gewählt habe, werde auch sie ihn unterstützen. Natürlich mache es „keinen guten Eindruck“, wenn eine namhafte Zahl von Delegierten für Hillary stimmt und damit die Uneinigkeit dokumentiere, seufzt Ruth Rudy. Das gesteht auch Etta Walker ein. Aber das sei der Preis, um die Wunden zu heilen.

Da sind, drittens, die Unversöhnlichen. Sie tragen Sticker mit der Zahl 300. So viele Unterschriften standen auf dem ersten Begehren nach einer Kampfabstimmung. Manche von ihnen sagen unverhohlen, Hillary solle 2012 wieder antreten; und das gehe am besten, wenn Obama 2008 die Wahl verliere. Sie warten auf ein Zeichen, dass Clinton Obamas Kandidatur sabotiert. Vergeblich.

So wie diesen Dienstagabend haben sich Hillary und ihr Mann Bill, der unter den Delegierten sitzt, ursprünglich den ganzen Parteitag vorgestellt: eine Huldigung an sie als neue, ungekrönte Königin der Demokraten. Ein Video zeigt ihren Lebensweg in den schönsten Farben: als Kind, als Kämpferin für die Benachteiligten, als mitfühlende First Lady. Tochter Chelsea bittet die Mutter ans Mikrofon. Für Minuten ist nicht klar auszumachen, ob Hillary schon auf der Bühne ist. Tosender Beifall dröhnt in den Ohren. Ein Meer aus Hillary-Tafeln verstellt die Blicke. Einen Moment lang könnte man meinen, die Vorwahlen seien anders ausgegangen und da stehe nun zum ersten Mal eine Frau als Präsidentschaftskandidatin. Sie genießt es sichtlich.

Ihre ersten Worte schüren die Spannung. „Ich bin heute Abend hier als stolze Mutter“, beginnt sie mit dankbarem Blick auf Chelsea. „Als stolze Senatorin des Staates New York. Als stolze Amerikanerin.“ Dann erst folgt die erlösende Wendung: „Und als stolze Unterstützerin von Barack Obama.“ Über eine knappe halbe Stunde variiert sie, immer wieder unterbrochen von lautem Applaus die eindringliche Botschaft: Einheit, Versöhnung und Kampfgeist gegen John McCain. „Wir gehören demselben Team an.“ Die Demokraten müssen das Weiße Haus zurückerobern, weil sich das Land keine weiteren vier Jahre unter der Bush-Kopie John McCain leisten kann. „Barack ist mein Kandidat, und er muss mein Präsident werden.“

Sie bittet ihre Anhänger um dieselbe Größe und Selbstüberwindung – in ihren Worten: „Ihr müsst euch überlegen, ob ihr mich nur meinetwegen unterstützt oder wegen der Amerikaner, die unsere Hilfe brauchen.“ Sie könne den Tag nicht erwarten, an dem ein demokratischer Präsident die Einführung einer Krankenversicherung für alle unterzeichnet. Sie wollte diese Präsidentin sein. Aber sie lässt keinen Zweifel, dass sie jetzt alles tut, damit Obama dieser Präsident wird.

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