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Hillary Clinton, Präsidentschaftskandidatin der Demokraten.

© AFP

Hillary Clinton: Projekt Amerika retten

Hillary Clinton wäre die Wahl der Vernunft, der Erfahrung, der Verantwortung in einem Heute, das Namen hat wie Putin, Erdogan oder Baschar al-Assad. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Caroline Fetscher

Astronautin wollte sie werden. Mit einem Raumschiff ins All fliegen, so weit nach oben wie menschenmöglich. Hillary Rodham war etwa dreizehn Jahre alt, als sie einen Brief an die Nasa schrieb, um zu erfahren, wie sie ans Ziel käme. Die Antwort lautete sinngemäß: Frauen sind hier nicht gefragt. Das geschah um 1961, 1962. Weibliche Wesen im Weltall, so etwas Extravagantes war damals für eine männlich dominierte Gesellschaft undenkbar.

So kam es, dass Hillary Rodham auf der Erde blieb, Jura in Yale studierte, wo sie Bill Clinton kennenlernte. In den Jahren von Vietnam und Woodstock konvertierte sie von der Republikanerin zur Demokratin, wurde später Senatorin, sogar Außenministerin. Jetzt will Hillary Rodham Clinton, die an Bill Clintons Seite schon als First Lady im Weißen Haus wohnte, ein zweites Mal dort einziehen. Sie als erste Präsidentin der Vereinigten Staaten, Bill als erster First Husband. Ganz ohne Raumschiff und Rakete ist die Politikerin – fast! – so weit nach oben gekommen wie menschenmöglich.

Bereits das bloße Faktum ihrer Nominierung setzt einen Meilenstein schier unmessbarer Größe auf dem Weg der Frauen zu gleichen Rechten. „Großmutter wäre stolz auf dich!“, sagte Hillary Clintons Tochter Chelsea in ihrer Ansprache auf dem Parteikongress der Demokraten in Philadelphia. Die Mutter selbst zitierte ihr Leitmotiv, klar, glasklar: „Frauenrechte sind Menschenrechte.“ Passioniert warb Barack Obama für sie: Yes, she can. Hillary sei sogar geeigneter für das Amt als er selbst und als, sorry, Bill. Dann versicherte Obama noch, sie werde eine exzellente Oberbefehlshaberin der Streitkräfte abgeben. Er wusste sehr gut, was er da sagt.

Wacker kämpfende Frau

Denn Hillary Clinton entspricht als Politikerin so wenig dem Klischee der friedfertigen Frau, wie Angela Merkel jemals „Kohls Mädchen“ war. Als Verfechterin des klassischen, hegemonialen Amerikas ist Clinton vertraut mit Army und Navy wie nur wenige in Washington. Wo es um die Präferenzen von Tauben und Falken, Diplomaten und Bellizisten ging, fand man sie meist bei den Falken. Ausgerechnet Hillary, die Campaignerin für eine bessere Gesundheitsversorgung, für die Belange von Frauen und Kindern, bewies als Außenministerin zur Verblüffung der Militärs Verständnis für deren Sicht auf Afghanistan, den islamistischen Terror, auf Libyen, Irak, Syrien.

Ja, der Meilenstein ist groß. Geschmückt mit rosa Blüten ist er nicht. Er darf es gar nicht sein, nicht jetzt. Gebraucht wird er jetzt als realpolitische Skulptur. Denn riesig ragt hinter dem Meilenstein die Silhouette eines Größenwahnsinnigen hervor. Hillary Clintons Gegner, Donald Trump, ein prahlender, populistischer Milliardär, hat sich Amerikas politische Bühne als Spielplatz gekauft, sich wie ein Hijacker der republikanischen Basis bemächtigt.

All die Redner, die Clinton unterstützten, sahen vor sich die wacker kämpfende Frau – und hinter ihr diese massige Silhouette. Auch daher rührte auf diesem Parteikongress die enorme Leidenschaft der Reden. Ja, Hillary Clinton wäre die Wahl der Vernunft, der Erfahrung, der Verantwortung in einem Heute, das Namen hat wie Putin, Erdogan oder Baschar al-Assad, und wo der öffentliche Raum durch deregulierte Datenströme enorm manipulierbar geworden ist. Selten war Amerikas Verantwortung so zentral. Selten war sie so gefährdet.

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