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Politik: Hinrichtung im Laderaum

China rüstet Busse für mobile Exekutionen um – Menschenrechtsorganisationen fordern mehr Umsicht der Herstellerfirmen

Bequeme Sitzbänke, ein Computer fürs Protokoll und sogar eine Stereoanlage – die Fahrerkabine des Busses ist mit allem Komfort ausgestattet. Im hinteren Teil des Toyota Coaster werden Giftinjektionen verabreicht. Dort richtet Chinas Justiz neuerdings per Knopfdruck ihre Todeskandidaten hin. Die Behörden scheinen auf diese rationelle Form des Tötens so stolz zu sein, dass sie jetzt Reportern der Hamburger „Zeit“ erlaubten, sich das Exekutionsmobil anzusehen. Die berichten in der aktuellen Ausgabe der Wochenzeitung darüber.

Dass die chinesische Hinrichtungsindustrie – man schätzt 10 000 Opfer pro Jahr – japanische Technik nutzt, hat Toyota offensichtlich nachdenklich gemacht: „Hätten wir gewusst, wie die Busse verwendet werden, hätten wir sie nicht verkauft“, sagte die Sprecherin der Deutschland-Zentrale dem Tagesspiegel. „Und wir werden sie in Zukunft auch nicht verkaufen, wenn ersichtlich ist, dass sie einer Tötungsmaschinerie dienen“. Wie man das allerdings prüfen will, darauf hat sie keine Antwort.

Mathias John, Wirtschaftsexperte von Amnesty International, sieht Firmen wie Toyota allerdings in der Pflicht. Wer an einen Staat liefere, der Menschenrechte verletze, müsse sich über seine Abnehmer informieren und auf entsprechende Hinweise achten: Oft würden solche Fahrzeuge ohne Inneneinrichtung bestellt. Im vorliegenden Fall hätte schon die Lektüre der chinesischen Presse genügt: Dass das Land Busse zu Hinrichtungsstätten umbaut, wurde zumindest für die Provinz Yunnan 2003 sogar mit Zahlen belegt. Die Umrüstung kostete pro Bus 60 000 US-Dollar.

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