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Politik: Hinter den Linden: Abgeschrieben

Heute wollen wir einmal klagen. Nein, nicht über die Politiker, die haben es schwer.

Heute wollen wir einmal klagen. Nein, nicht über die Politiker, die haben es schwer. Nein, auch nicht über Berlins Taxifahrer. Die sind immer noch besser als die amerikanischen. Heute klagen wir über die Wissbegier des Nachwuchses, konkret: den Forschungsdrang des Publizistik-Studenten. Der gemeine Publizistik-Student ist nämlich eine Verschwörung mit den Herausgebern diverser Presse-Handbücher und allerlei kommunikationswissenschaftlichen Forschungseinrichtungen eingegangen, die alle nur das Eine wollen. Unsereins löchern. Mit Fragen.

Alle recherchieren sie kräftig und versuchen, ihre eigenen Primärquellen sprudeln zu lassen. "Welche Agenturen sind Ihre wichtigste Grundlage?" "Wie viele Stunden verbringen sie im Internet?" "Wie viele Geschichten haben sie im vergangenen Monat recherchiert?" So lauten die Fragen, die bogenweise auf den Tischen deutscher Redakteure landen. Angehende Diplom-Politologen wollen wissen, ob Zeitungen von Ministern unter Druck gesetzt werden oder welchen Prozentsatz vertraulicher Informationen man trotzdem benutzt.

Eine Fast-Magistra der Publizistik eruiert, ob Politik und Presse einander trauen. Tja! Praktisch läuft das so. Da hatte der Bundeskanzler höchstselbst doch neulich über das Klo in seinem neuen Amt gelästert und natürlich allen Anwesenden das Gelübde abgenommen, diesen heiklen Tatbestand nie in der Öffentlichkeit zu vermelden. Plötzlich steht das brisante Faktum in der "New York Times". Die hat das, so stehts in dem Artikel, aus "Bild" abgeschrieben. Und jetzt schreiben wir die "Times" ab. So, Ihr lieben Publizistik-Studenten, läuft das also. Jetzt wisst Ihr alles.

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