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Politik: Hinter den Linden: Älterenabend

Es muss Rezzo Schlauch gefallen haben. Der Grünen-Parteitag in Stuttgart hatte die heikelsten Tagesordnungspunkte abgehakt, die mutmaßlich aufmüpfige Basis war in der Castor-Debatte besänftigt worden - und die alt gewordene grüne Prominenz konnte sich beim Parteiabend im Szeneclub "Zapata" ganz locker geben.

Von Matthias Meisner

Es muss Rezzo Schlauch gefallen haben. Der Grünen-Parteitag in Stuttgart hatte die heikelsten Tagesordnungspunkte abgehakt, die mutmaßlich aufmüpfige Basis war in der Castor-Debatte besänftigt worden - und die alt gewordene grüne Prominenz konnte sich beim Parteiabend im Szeneclub "Zapata" ganz locker geben. Gereicht wurden Paella, Muffins und coole Cocktails. Schlauch, eine Zigarre schmauchend, mittendrin. Was für ein Unterschied zu den Parteiabenden der CDU, die jahrelang zur Freude von Helmut Kohl von Franz Lambert an der Hammond-Orgel umrahmt wurden! Keine vier Wochen später setzt der Fraktionschef der Grünen im Bundestag noch einen drauf. "Grenz- und bewegungsübergreifend" will der 53-Jährige dem "Verfall der öffentlichen Sphäre einen Kontrapunkt setzen", wie es in der Einladung ins "90 Grad", Berlins ältesten Szene-Club, heißt. Während andere seiner Generation noch den Beatles hinterhertrauern, bringt Schlauch "Dr. Mablues & the details horns" in die Hauptstadt, eine preisgekrönte Jazzband aus dem Remstal. "Wie die Leibhaftigen" hätten die "teils flippigen" Musiker bei den Konzerten im Südwesten abgeräumt, loben die Kritiker. Schlauch selbst verspricht "Musik, die in die Knie geht".

Die Akteure der Bundespolitik und des Berliner (Nacht-)Lebens endlich in Kontakt, wenn das nichts ist! Super-flippig, diese Grünen - hätte der Event nicht einen Schönheitsfehler: Schlauchs Party in Schöneberg nämlich steigt um 20 Uhr, und das scheint doch für echtes Nightlife eine ziemlich brave Zeit zu sein. Oder traut der schwäbische Obergrüne seinen Leuten kein Stehvermögen mehr zu?

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