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Politik: Hinter den Linden: Brotlose Kunst

Mit Politik ist kein Geld zu verdienen. Man ahnt das ja bereits seit Wochen.

Von Antje Sirleschtov

Mit Politik ist kein Geld zu verdienen. Man ahnt das ja bereits seit Wochen. Das Hauen und Stechen um den "blauen Brief" aus Brüssel sagt uns, dass Politik wohl eher eine brotlose Kunst ist. Doch nun weiß auch der letzte, wie schlimm es steht um die finanzpolitische Kompetenz der Regierenden. Denn seit Freitag gibt es im Viehhauser nicht mal mehr trockene Brötchen. Das namhafte Restaurant, ein Ort, an dem sich seit dem Umzug der Regierung nach Berlin Politiker aller Parteien zu Speis und Trank treffen, hat Insolvenz angemeldet.

Seit Monaten konnte Viehhauser, der in Berlin und Hamburg weitere Edelrestaurants betreibt, offenbar die Miete im Haus der Bundespressekonferenz nicht mehr bezahlen. Auch Köche und Bedienung klagen über fehlende Gehaltsszahlungen. Mit dem Bankettsaal habe Viehhauser ja noch Plus gemacht, raunt man sich jetzt im Kreis der Journalisten zu. Doch im Restaurant und im Bistro sei ewig Ebbe gewesen.

Besonders schlimm: Töpfe und Pfannen im Viehhauser gehören Finanzminister Hans Eichel. Als die Bundesregierung mit ihrem Journalistentross (genannt "die Meute") nach Berlin zog, sponserte der Kassenwart der Bundesregierung dem Viehhauser rund 3,5 Millionen Mark für die Einrichtung der obersten politischen Beköstigungstätte. Bedingung war allerdings, dass Viehhauser eine Weile Salat und Würstchen serviert. Letztere haben der Meute wohl nicht geschmeckt. Deshalb ist jetzt erst mal Schicht. Und wenn sich nicht bald ein neuer Betreiber findet, dann wird die Bundesregierung wohl ihre Millionen abschreiben können. Es sei denn, der Chef kocht in seiner Küche in Zukunft selbst.

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