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Politik: Hinter den Linden: Copacabonna

Man kommt mit den Folgen des Umzugs anscheinend immer besser klar. Das Taxigewerbe, klar, klagt weiter, aber die nüchternen Daten über Arbeitsplätze, Einwohner-Saldo beweisen schon längst, dass es Bonn kein Quäntchen schlechter geht, seit die politische Klasse sich nach Osten verzogen hat.

Man kommt mit den Folgen des Umzugs anscheinend immer besser klar. Das Taxigewerbe, klar, klagt weiter, aber die nüchternen Daten über Arbeitsplätze, Einwohner-Saldo beweisen schon längst, dass es Bonn kein Quäntchen schlechter geht, seit die politische Klasse sich nach Osten verzogen hat. Und wie der Rheinländer so ist, begegnet er dem nationalen Bedeutungsverlust mit Selbstironie (einer Tugend nebenbei, die den Weg nach Osten erst noch schaffen muss): Beim Internationalen Presseball an diesem Wochenende - das Label "Bundespresseball" ist schließlich auch an Berlin gegangen - waren Politprominente wenigstens als Pappkameraden dabei, zum Draufballern in der "Politiker-Wurfbude" oder beim Wettangeln um die "großen Fische". Wer Seepferdchen Johannes Rau oder den bayerischen Hai Stoiber aus dem Aquarium zog, konnte sogar was gewinnen.

Gewonnen hatte auf jeden Fall Bonn. Denn der größte Fisch erschien live. Und während die Fotografen sich vor einer Woche auf dem Berliner Ball mit dem etwas unfrohen Ehepaar Fischer begnügen und auf Kanzlers verzichten mussten, tanzten und turtelten die Eheleute Schröder und Schröder-Köpf in Bonn zur hellen Freude des Boulevards "wie frisch Verliebte".

Alles wie immer: Der Kanzler, der Genscher, der Blüm. Und selbst bei der Wahl des Ballmottos bewiesen die Veranstalter den seit Jahrzehnten erprobten Sinn für den Kalauer: Nach früheren Drechselarbeiten wie "Bonn Amour" oder, kurz vor dem Umzug, "Bonn Endenich(t)" lautete der Schlachtruf diesmal "Copacabonna". Tja, Bonn bleibt Bonn, und manches lässt sich mit Berlin eben nicht machen!

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