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Politik: Hinter den Linden: Entschuldigung!

Ein neuer Trend ist zu vermelden. Es handelt sich, genauer gesagt, um eine Renaissance.

Von Robert Birnbaum

Ein neuer Trend ist zu vermelden. Es handelt sich, genauer gesagt, um eine Renaissance. Aber dazu etwas später. Erst einmal der Trend. Also: Die Fraktionschefin der bayerischen Grünen, Ruth Paulig, hat sich am Montag entschuldigt. Frau Paulig hatte vorige Woche einen 22-jährigen Mann der versammelten Presse vorgeführt, der an der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (CJK) leidet, und hatte damit allerlei Forderungen zur Eindämmung der Rinderseuche BSE illustriert. Nun ist dieser Kranke nach Ansicht seiner Ärzte gar kein menschliches BSE-Opfer, sondern leidet vermutlich an einer seltenen Form der erblichen CJK. Vor allem aber, so fanden Pauligs Parteifreunde, habe die Zurschaustellung die Persönlichkeitsrechte des Kranken verletzt.

Ebenfalls am Montag hat sich noch einer entschuldigt: Heiko Homburg, Sprecher des brandenburgischen Innenministers Schönbohm (CDU). Dieser Sprecher hatte über vietnamesische Asylbewerber räsonniert, "die vom Steuerzahler durchgefüttert" würden. War nicht böse gemeint, versichert Herr Homburg jetzt. Zwei Entschuldigungen aus geographisch wie politisch so verschiedenen Ecken, und das am gleichen Tag: Wenn das kein Trend ist! Die Selbstkritik, seit der Hinwendung Chinas zum Kapitalismus untergegangen geglaubt, sie kehrt zurück. Das ist gut so. Eine Warnung freilich erscheint angezeigt: Nicht in jedem Fall ist der Fall mit dem "mea culpa" erledigt. Zum Beispiel bei Wiederholungstätern reicht Reue nicht. Wenn also jetzt ein Minister sich entschuldigen wollte für sein Gerede von gestern, vorgestern und vorvorgestern... ach, das haben Sie gar nicht vor, Herr Funke? Oh, Entschuldigung.

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