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Politik: Hinter den Linden: Erledigt

"Exegi monumentum aere perennius" - wer kann das von sich sagen, dass er der Nachwelt ein Denkmal hinterläßt, dauerhafter als Erz? Quintus Horatius Flaccus, genannt Horaz, konnte.

Von Robert Birnbaum

"Exegi monumentum aere perennius" - wer kann das von sich sagen, dass er der Nachwelt ein Denkmal hinterläßt, dauerhafter als Erz? Quintus Horatius Flaccus, genannt Horaz, konnte. Der römische Dichter hat aber auch ganz schön Schwein gehabt. Sohn eines Freigelassenen, als Student schon Offizier im Bürgerkriegsheer der Mörder Cäsars - was leider die falsche Seite war und den jungen Mann sein väterliches Erbteil kostete. Da ging er in den Staatsdienst und begann nebenher zu dichten. Und wurde berühmt. Und reich. Dann hat er noch mehr Schwein gehabt, weil seine Werke nicht von den Barbaren in den Ruinen Roms verheizt wurden, sondern auf abenteuerlichen Umwegen über arabische Bibliotheken und mittelitalienische Klöster zu uns kamen. Heute wird er im "Asterix" zitiert, ist also endgültig unsterblich.

Anders als den Werken des Horatius Flaccus ist es dem einen oder anderen Werk des Holger Pfahls ergangen: Es ist unauffindbar. Genau so unauffindbar wie der mit Haftbefehl gesuchte Ex-Staatssekretär selbst. Um seinem Wirken in dem berühmten Panzer-Deal mit Saudi-Arabien dennoch auf die Spur zu kommen, hat der Spenden-Untersuchungsausschuss den Brigadegeneral Joachim Otto Wilhelm Prignitz vernommen. Der war in jüngeren Jahren Pfahls Büroleiter. Und dieser Offizier hat uns allen hinter den Linden einen Satz ins Stammbuch geschrieben, an dem werden wir zu knacken haben. Was denn, hat ein Ausschussmitglied wissen wollen, Pfahls unternommen habe, um seinerzeit die Aufregung in der Presse über die Sache zu dämpfen? Nichts, sagt Prignitz. Nichts? Nein, denn: "Wie das mit Presseartikeln gemeinhin so läuft - die erledigen sich nach einer gewissen Zeit von selbst."

Aufgeregtes Gemurmel in den Reihen der Beobachter. Blöcke sinken auf die Knie, Hände mit Kugelschreibern sacken kraftlos ins Leere, der Fluss der Notizen stockt. Wie - war etwa alles vergebens? Kein Denkmal, dauerhafter als Erz? Erledigt, von selbst? Erschüttert blättern wir beim alten Horaz nach. Da steht noch etwas. "Carpe diem" - nutze den Tag. Na, wenigstens ein kleiner Trost. Her mit dem Notizblock!

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