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Politik: Hinter den Linden: Freundschaftsdienst

Es ist erstaunlich mit den Freundschaften in der Politik. Ein bisschen schizophren, das Ganze.

Von Robert Birnbaum

Es ist erstaunlich mit den Freundschaften in der Politik. Ein bisschen schizophren, das Ganze. Wer da so alles am Vormittag sich im Bundestag auf das Unflätigste beschimpft und am Abend im besten Einvernehmen ein Bierchen kippt - solche Verbrüder- und Verschwisterungen machen vor keinem Parteibuch halt, vor keinem Alter, nicht mal vor der naturgegebenen Differenz zwischen Bayern und Preußen.

Es gibt aber auch jene andere Art der politischen Freundschaft, die geht so, dass sich zweie am Vormittag im Bundestag des besten Einvernehmens versichern und abends dem anderen am liebsten ein Bierchen ins Genick kippen würden. Von dieser Sorte zähneknirschender Freunde hat im Moment besonders viele der Umweltminister Jürgen Trittin. In Bremen hat der Grüne sogar "Die letzten Freunde", die neulich eine Gedenktafel enthüllt haben, mit der garstigen Würdigung: "Jürgen Trittin - großer deutscher Atompolitiker - Garant für eine strahlende Zukunft und sichere Profite aus Atomstrom."

Aber Trittin hat auch ein paar echte Freunde. Vor dem Konrad-Adenauer-Haus in Tiergarten, wo der CDU-Generalsekretär Laurenz Meyer sein Büro hat, zieht sich ein schmaler Grünstreifen die Straße entlang. Darauf stehen kleine Bäumchen, die von Pfählen aufrecht gehalten werden. An einem dieser Pfähle hing dieser Tage ganz unten ein Pappschild im Din-A-4-Format. Nur Fußgänger konnten es entdecken oder sehr langsame Autofahrer. Die Ordner vom Adenauer-Haus haben es jedenfalls nicht bemerkt. Sie hätten es bestimmt konfisziert. Was da zu lesen stand? Nur ein halber Satz: "... und er ist doch ein Skinhead!"

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