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Politik: Hinter den Linden: Frische Quelle

Wahlkampf ist Wahlkampf, und das heißt vor allem: Kampf. Da muss man schon einmal beide Augen zudrücken, da kann man jeden Stichwort-Geber gut gebrauchen.

Von Hans Monath

Wahlkampf ist Wahlkampf, und das heißt vor allem: Kampf. Da muss man schon einmal beide Augen zudrücken, da kann man jeden Stichwort-Geber gut gebrauchen. Dachten sich die Grünen und machten viel Wind aus der dünnen Meldung eines Presseorgans, das sie gewöhnlich nur mit spitzen Fingern anfassen: der "Bild"-Zeitung. Seit sie an der Regierung ist, leidet die Umweltpartei unter der publizistischen Macht des Boulevardblatts. Wie wurde darüber geklagt, dass Kampagnenartikel mit balkendicken Überschriften ("Benzin-Wut") gegen die Ökosteuer mobil machten. Wie groß war die Freude, als die "Bild"-Zeitung im vergangenen Jahr eingestehen musste, dass der vermeintliche Schlagstock in der Hand von Umweltminister Jürgen Trittin, den das Blatt hinretuschiert hatte, in Wirklichkeit nur ein Absperrseil war. Wie aufmerksam wurde registriert, dass Peter Boenisch gehen musste, nachdem er in einem Kommentar Joschka Fischers Jugendsünden in Schutz genommen hatte.

Alles vergessen, denn Grünen-Geschäftsführer Reinhard Bütikofer entdeckte in dieser Woche, dass die "Bild"-Zeitung ein verlässlicher Chronist politischer Entscheidungen in Berlin ist. "Herr Westerwelle kann noch so viel dementieren - die "Bild"-Zeitung hat mit ihrem Zitat eines ungenannten Mitglieds der FDP-Führung die Katze aus dem Sack gelassen: Die FDP will - im Falle eines Wahlsiegs - mit der Union koalieren", ließ Bütikofer verbreiten. Ungenanntes Mitglied? "Bild"-Zeitung? Demnächst sagt noch ein ungenannter Journalist, dass das aber eine entschieden dünne Quellenlage für angebliche Koalitionsentscheidungen der Liberalen ist.

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