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Politik: Hinter den Linden: Geheimnisverrat

Geheimnisse sind etwas Schönes. Wer sie trägt, trägt sie gern, mit einem geheimen Lächeln in sich hinein: Wenn ihr wüsstet, was ich weiß!

Von Robert Birnbaum

Geheimnisse sind etwas Schönes. Wer sie trägt, trägt sie gern, mit einem geheimen Lächeln in sich hinein: Wenn ihr wüsstet, was ich weiß! Hinter den Linden wimmelt es von Weiß-was-Lächlern. Politiker wissen Dinge, die Journalisten wissen wollen. Journalisten wissen Dinge, von denen Politiker nicht wollen, dass sie sie wissen. Sie erfahren sie von anderen Politikern, die wollen, dass alle wissen, was die anderen Politiker nicht gewusst wissen wollen.

Na, verwirrt? Das ist aber noch gar nichts. Es gibt neben den gewöhnlichen Geheimnissen ja auch noch die geheimen. Zum Beispiel, dass es geheime V-Leute gibt, die eine böse Partei ausspionieren sollen, aber insgeheim ihr Geheimwesen der Partei offenbaren, woraufhin nur noch dem Geheimdienst geheim ist, dass seine Geheimen nicht mehr geheim sind, der aber trotzdem auch insgeheim keinem verrät, welche Geheimen geheim sind.

Na, konfus? Geht dem Innenausschuss des Bundestages nicht anders. Das würde auch die Sache mit den 49 Fächern erklären. Handtellergroße Schließfächer sind das, eingelassen in einen hölzernen Rollenschrank, der vor dem Ausschusssaal 2.300 im Paul-Löbe-Haus steht. Es handelt sich um eine Geheimschutzmaßnahme. Wie leicht könnte ein Abgeordneter auf die Idee kommen, heimlich sein Handy anzuschalten und unbefugte Mithörer draußen lauschen zu lassen, was der Bundesinnenminister drinnen an Geheimnissen geheim hält! Dies zu verhindern, ist der Handy-Schließfach-Schrank da. Doch er steht leer ... Moment, unser Handy klingelt. Bitte, wer da? Was, das sollten wir nicht ausplaudern? Das war geheim?!

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