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Politik: Hinter den Linden: Hallo Meute

Sie steht da, unauffällig am Rande - und beobachtet. Nun ist das nichts Ungewöhnliches, wenn jemand in einer Schar vor Journalisten steht und beobachtet.

Sie steht da, unauffällig am Rande - und beobachtet. Nun ist das nichts Ungewöhnliches, wenn jemand in einer Schar vor Journalisten steht und beobachtet. Aber nur wenigen fällt auf, dass eine der drei Hauptfiguren vor dem blassblauen Bundesadler im Foyer des Kanzleramtes - die mit dem schönen Namen Julian Nida-Rümelin - die ganze Zeit ihrer kurzen Rede mit gekreuzten Beinen hinter dem schmalen Pult steht. Merkwürdige Körpersprache.

Doch der Blick der kleinen Dame mit dem hochgesteckten roten Lockenschopf geht nicht nur dort vorn hinter die Kulisse, er hat seinen Fluchtpunkt anderswo als dort, wo alle hinschauen, zum Kanzler, seinem bald ehemaligen und seinem künftigen Staatsminister für Kultur. Nein, Herlinde Koelbls Augen nehmen vor allem die andere Richtung ins Visier - die, wo "Die Meute" steht. So heisst das neueste Projekt, an dem die Fotografin und Filmemacherin arbeitet. Zuletzt hat sie acht Jahre lang den "Spuren der Macht" in den Gesichtern und im Leben von Leuten wie Gerhard Schröder und Joschka Fischer nachgespürt. Nun ist die andere Seite dran. "Meute" hat nicht nur Helmut Kohl die Journalisten genannt; gehetzt fühlen sich viele Politiker von ihnen. Aber ist das auch wirklich so eindeutig mit der Rollenverteilung? Herlinde Koelbl schmunzelt. Ein Katz-und-Maus-Spiel sei das schon, findet sie - allerdings seien die Rollen nicht so festgelegt wie in der Natur. Ihr Verdacht: Die bösen scharfzähnigen Reporter sind öfter das Mäuslein, als sie denken. Der Untertitel des eineinhalbstündigen Filmes, der im nächsten Frühjahr in der ARD zu sehen ist, lautet daher: "Zwischen Macht und Ohnmacht"

Thomas Kröter

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