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Politik: Hinter den Linden: Hühnerkabinett

Die Mitteilung klang harmlos. "Die Pressekonferenz zur Gleichstellungspolitik der Bundesregierung anlässlich des Internationalen Frauentages mit den Bundesministerinnen Bergmann, Bulmahn, Däubler-Gmelin, Künast, Schmidt und Wieczorek-Zeul entfällt.

Von Robert Birnbaum

Die Mitteilung klang harmlos. "Die Pressekonferenz zur Gleichstellungspolitik der Bundesregierung anlässlich des Internationalen Frauentages mit den Bundesministerinnen Bergmann, Bulmahn, Däubler-Gmelin, Künast, Schmidt und Wieczorek-Zeul entfällt." Na ja, kann vorkommen. Mehr aus Pflichtgefühl sind wir der Frage nachgegangen, warum. Oder war es der untrügliche Instinkt des Rechercheurs? Vor uns liegt ein Papier. Ein Papier? Ein Abgrund. Die "Verordnung zum Schutz von Ministerinnen bei ihrer Haltung (Ministerinnenschutzverordnung)", kurz: MinSchV. Ein Machwerk aus dem Hause Künast, der Öffentlichkeit bisher verborgen geblieben.

Wir lesen von "Käfigen", von "Ausläufen", von "Umsorgung, Fütterung und Pflege". Wir lesen Paragraphen: "Haltungseinrichtungen müssen mit Fütterungs- und Tränkeinrichtungen ausgestattet sein, die so beschaffen und angeordnet sind, dass jeder Ministerin Zugang zu einer ausreichenden Menge frischen Obstes und Grünem Tee gewährt wird und dass Verunreinigungen des Obstes und des Tees sowie Auseinandersetzungen zwischen den Ministerinnen auf ein Mindestmaß begrenzt werden."

Wir lesen weiter: "Haltungseinrichtungen müssen mit Vorrichtungen ausgestattet sein, die jederzeit eine zur Inaugenscheinnahme der Ministerin ausreichende Beleuchtung ermöglichen." Wir haben im Hause Künast nachgefragt. Die übliche Abwiegelei: "Geburtstagsscherz der Mitarbeiter zum 46. der Ministerin". Und das sollen wir glauben? Nein, wir wissen jetzt, weshalb sich die Ministerinnen verbergen. Weshalb sie nur eine Erklärung verbreiten, schriftlich. Die armen Hühnchen.

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