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Politik: Hinter den Linden: Im Bus der Macht

Die Verhauptstädterung Berlins: Auch lange nach dem Umzug der Regierung gibt es noch schleichende Veränderungen. Die großen Eröffnungen und Einweihungen werden seltener, aber der atmosphärische Wandel, der hält an.

Die Verhauptstädterung Berlins: Auch lange nach dem Umzug der Regierung gibt es noch schleichende Veränderungen. Die großen Eröffnungen und Einweihungen werden seltener, aber der atmosphärische Wandel, der hält an. Suchen wir also die Spuren der Heimischwerdung des Politischen an der Spree. Da gibt es die Buslinie 257, keine aufregende, keine für Touristen. Gefahren wird vom Herzen Moabits an den Ostrand des Bezirks Mitte. Nun ist der 257-er aber jener Bus, der vor dem Kanzleramt hält. Entsprechend gemischt ist die Mitfahrerschaft. Es ist wohl ein Zeichen, wie sehr sich die Menschen, die in Berlin Politik machen, hier inzwischen eingerichtet haben, dass neben Rentner-Schnack und Hausfrauen-Sorgen ganz andere Gesprächsfetzen durch den 257-er dringen. "Wir haben dem Auswärtigen Amt doch in aller Deutlichkeit signalisiert...", raunt ein bedreiteilter Beamter. Abends um sieben, wenn die Damen und Herren aus den Bundesämtern sich unters Volk mischen, wird aus einer unscheinbaren Buslinie das Podium für Betrachtungen der Weltlage. Die Zahl der Fahrgäste, die bunte Pappkartons mit Weiterleitungshinweisen drauf und brisanten Inhalten drin unterm Arm haben, nimmt zu. In Grüppchen sitzen Zuarbeiter der Macht, einer schmirgelt sich das Kinn und tuschelt gramerfüllt: "Wenn uns Europa da nur keinen ganz dicken Strich durch die Rechnung macht!" Und wieder mal ist Berlin nicht das, was ist, sondern das, was wird. Robert von Rimscha

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