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Politik: Hinter den Linden: Mühselig

Die Bundespressekonferenz pflegt eine lobenswerte Offenheit, wenn es um die Darstellung der eigenen Arbeit geht. Getreu dem Goetheschen Motto: Nur Lumpe sind bescheiden, Brave rühmen sich der Tat.

Von Hans Monath

Die Bundespressekonferenz pflegt eine lobenswerte Offenheit, wenn es um die Darstellung der eigenen Arbeit geht. Getreu dem Goetheschen Motto: Nur Lumpe sind bescheiden, Brave rühmen sich der Tat. Regelmäßig lädt diese Vereinigung von Journalisten, die über Bundespolitik berichten, nicht nur die Sprecher des Kanzlers und der Minister ein, sondern auch Gäste aus dem In- und Ausland. Im Saal sitzen dann deutsche Journalistenschüler und Volontäre, tschechische Kollegen oder koreanische Publizistikprofessoren, und beobachten die vierte Gewalt bei der Suche nach der Wahrheit. Am Montag galt das Begrüßungsklopfen drei schwedischen Gymnasiasten.

Die erlebten dann die wahre Mühseligkeit journalistischer Arbeit: Von der Sprecherin des Innenministers nämlich wollten die Pressevertreter erfahren, warum Otto Schily den Grünen bei der Zuwanderung entgegengekommen war. Längst waren die Vorschläge da schon in der Welt. Das Angebot an den Koalitionspartner im Raum, der Minister mit dem Kanzler im Ausland, die Sprecherin zwar nicht sprach-, aber doch botschaftslos - so musste das Verlangen nach Aufklärung scheitern, "da wir öffentlich im Moment nicht offiziell über das Angebot sprechen", wie die Sprecherin auf die vielen Fragen antwortete. Und was konnten die schwedischen Gymnasiasten am Montag lernen? Vielleicht das: Sprecher Otto Schilys zu sein ist bestimmt keine vergnügungssteuerpflichtige Aufgabe. Und die Suche nach der Wahrheit auch nicht. Zumindest dann nicht, wenn man sich als Journalist im Geschäftsbereich des Innenministers umtun muss.

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