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Politik: Hinter den Linden: Nichts ist unmöglich

Ob sie an Gregor Gysi gedacht hat? "Kultursprung wagen", ist die Gastkolumne von Gabriele Zimmer im "Neuen Deutschland" überschrieben.

Von Matthias Meisner

Ob sie an Gregor Gysi gedacht hat? "Kultursprung wagen", ist die Gastkolumne von Gabriele Zimmer im "Neuen Deutschland" überschrieben. Und in ihrem notorisch leidenschaftlichen Ton schreibt die PDS-Vorsitzende: "Sozialistische Kritik wendet sich gegen Verhältnisse, die die real vorhandenen Entfaltungsmöglichkeiten von Menschen unterdrücken."

Kultursprung, das Wort stammt von Gysi selbst. Der mit Abstand populärste Politiker der PDS meinte die Ankunft seiner Partei im Westen der Republik. Aber unterdrückte Möglichkeiten? Wenn es um seine Entfaltung geht, werden dem ehemaligen Fraktionschef Gysi von seinen Genossen keine Hürden in den Weg gelegt. Gysi als Talkmaster, als Anwalt des Berliner Star-Dirigenten Daniel Barenboim, Gysi als Bundestagskandidat 2002 in Berlin, zwei Jahre später dann als populärer Bewerber um das Amt des Regierenden Bürgermeisters in der Hauptstadt. Je undenkbarer eine Aufgabe, um so dankbarer scheint Gysi für die Verlockung zu sein.

Seinen Parteifreunden in Deutschland muss es wie eine willkommene Atempause vorkommen, wenn Alleskönner Gysi jetzt zwei Wochen nicht da ist. Eingeladen von den Parlamenten Nord- und Südkoreas reist er auf die geteilte Halbinsel, redet in beiden Ländern mit führenden Vertretern von Partei und Staat. Es waren zuerst die Nordkoreaner, die bei Gysi nach Erfahrungen zur deutschen Einheit fragten.

"Weiß der Himmel, warum ich mir das antue", kokettiert der PDS-Mann vor der Tour. Sagt er das nur, weil er zwei Wochen lang manches Rampenlicht hierzulande verpasst? Das Spiel mit Möglichkeiten hält das Interesse an ihm wach. Kaum anzunehmen, dass wir nach Rückkehr Gysis aus Pjöngjang und Seoul mehr über seine Lebensplanung wissen werden.

Aber vielleicht kommt er ja mit einer Option mehr zurück. Rätsel gibt das von der PDS veröffentlichte Kommunique zur Reise schon auf: Warum werden konkret Gespräche mit dem südkoreanischen Minister für Wiedervereinigung und dem Ministerpräsidenten angekündigt, während zu Nordkorea nur vage von geplanten Begegnungen mit "führenden Vertretern von Partei und Staat" die Rede ist? Plant Gysi heimlich einen Deal mit Nordkoreas Staatsführer Kim Jong Il? Ein Berater-Job für die wiedervereinigungswilligen Koreaner, ist das was für den wiedervereinigten PDS-Mann? Ein unmöglicher Gedanke? Wir werden Gregor Gysi fragen müssen.

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