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Politik: Hinter den Linden: Verliebt

Es war an dieser Stelle schon von dem Minister die Rede, dem Herrn bin Baden, der auch Scharping heißt und gerne mal für eine Nacht den Südvögeln folgt, um dort, im Süden, der Geliebten seine Gesellschaft zu gönnen. Ja, manchmal gönnen wir uns diese Albernheiten, die nur ein betäubtes Gemüt hervorstoßen kann.

Es war an dieser Stelle schon von dem Minister die Rede, dem Herrn bin Baden, der auch Scharping heißt und gerne mal für eine Nacht den Südvögeln folgt, um dort, im Süden, der Geliebten seine Gesellschaft zu gönnen. Ja, manchmal gönnen wir uns diese Albernheiten, die nur ein betäubtes Gemüt hervorstoßen kann. Da werden sonst seriöse Menschen zu weniger ernsten Menschen, geben sich Kosenamen aus dem Sesamstraßen-Millieu und solche Sachen. Verliebte eben. Ärgerlich nur, dass Scharping für seinen Liebesflug damals die Flugbereitschaft bemühte. Der Kanzler dagegen hat nun gezeigt, wie man unanrüchig verliebt sein kann. Es erfreut ja, dass selbst er, ein in diesen Tagen des Terrors für sein ernstes Handeln gerühmter Mann, sich eine Auszeit vom Ernstsein gönnt, was Verrücktes macht, der Liebe wegen, ach... Man muss es so nennen, wenn Schröder trotz wichtiger Gespräche mit den Großen der Welt und den Kleinen der Koalition an seinen Hochzeitstag denkt. Den vierten. Das war am Mittwoch. Und er dachte nicht nur, er wollte ihn auch feiern, zu Hause in Hannover und mit Doris, in ein paar Stunden ohne Terror-Beratungen und rot-grünen Zwistigkeiten.

Der Kanzler aber stand vor einem Mobilitätsproblem. Wie nach Hannover kommen? Mit dem Kanzler-Audi? Dauert zu lange - weil der durchschnittliche Stauproduzent auf der A2 nach Hannover keine Rücksicht auf die privaten Festtage des Kanzlers nimmt. Fliegen? Nein, kein teurer Sicherheitsaufwand für eine so private Reise. Automann Schröder entsann sich schließlich eines früheren Staatsunternehmens, für das jeder Bundestagsabgeordnete eine Netzkarte hat: Die vielgeschmähte Deutsche Bahn ist manchmal eben konkurrenzlos, schneller als Auto und Flugzeug und wunderbar unkompliziert. Als der Kanzler am frühen Abend mit ein paar Bodyguards nach Hannover wollte, da waren selbstverständlich ein paar Plätze frei im ICE. Eine Stunde siebenunddreißig Minuten. Nicht mit der Flugbereitschaft, sondern auf eigene Kosten. Abends hin, morgens zurück. Verliebte eben.

Markus Feldenkirchen

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