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Politik: Hinter den Linden: Würfel gefallen

Herr Schäfer holt alles in sein Haus, was nicht niet- und nagelfest ist. Wenn es sich denn um Strandgut der ehemaligen Regierungsstadt handelt.

Herr Schäfer holt alles in sein Haus, was nicht niet- und nagelfest ist. Wenn es sich denn um Strandgut der ehemaligen Regierungsstadt handelt. Denn Hermann Schäfer ist Direktor des Hauses der Geschichte in Bonn, das in Zeiten geplant wurde, als die alte Bundesrepublik ihr Gefühl dafür verloren hatte, dass Bonn eigentlich nur die Übergangs-Hauptstadt sein sollte. Fertig war das Haus, als die Mauer gefallen und der provisorische Charakter der kleinen Hauptstadt am Rhein allen wieder gegenwärtig wurde.

Nach dem Umzug haben Schäfers Mitarbeiter im alten Regierungsviertel museumswürdige Hinterlassenschaften aufgespürt: Zum Beispiel das Signet auf der Parteizentrale der CDU oder eine Stuhlreihe aus dem Saal der Bundespressekonferenz. Auch der Tagesspiegel fühlte sich geehrt, als das alte Türschild seiner Bonner Parlamentsredaktion (mit dem auch schon historischen Untertitel: Unabhängige Berliner Morgenzeitung) ins Haus der Geschichte wanderte, vorerst allerdings in den Keller. Wo werden wir den Würfel wiedersehen, den Herr Schäfer am Mittwoch in Empfang nimmt? Immerhin: nicht irgendeinen Würfel, sondern den meistfotografierten Würfel der Republik. Er ist sehr niet- und nagelfest und muss deshalb mit einem Kran von dem Gebäude abgehoben werden, auf dem er jahrelang rot und weithin verkündet hat: Hier tagt der SPD-Parteivorstand. Hoffen wir, dass die alte Parteizentrale der SPD bei dieser Gelegenheit nicht in sich zusammenbricht. Denn zu Recht war der Name "Erich-Ollenhauer-Haus" viel weniger bekannt als der inoffizielle. "Baracke" kündete nicht nur vom Bonner Provisorium. Das Haus hat tatsächlich dünne Wände.

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