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Hiroshima-Gedenken: UN-Generalsekretär will Atomteststopp

Appelle und Absichten: 65 Jahre nach dem Atomangriff auf Hiroshima fordert Ban Ki Moon den Stopp aller Atomversuche.

Tokio - 65 Jahre nach dem ersten Atomangriff der Geschichte zeichnen sich neue Impulse zur atomaren Abrüstung ab. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon kündigte auf der zentralen Gedenkfeier in Hiroshima an, das Thema im September auf die Tagesordnung einer Abrüstungskonferenz in New York zu setzen. Außerdem drang Ban darauf, den Vertrag über einen umfassenden Stopp aller Atomversuche 2012 in Kraft zu setzen. „Lasst uns 2012 als Ziel setzen“, sagte er.

Die USA hatten am 6. August 1945 die erste Atombombe auf die japanische Stadt Hiroshima abgeworfen. Drei Tage später folgte der zweite und bisher letzte Atomangriff auf die Stadt Nagasaki. Ban ist der erste UN-Generalsekretär, der an der Gedenkfeier in Hiroshima teilnahm. Auch die USA waren zum 65. Jahrestag erstmals an der Seite von rund 70 anderen Staaten mit einem Botschafter vertreten. Ebenso schickten die beiden Atommächte Frankreich und Großbritannien als Zeichen der Unterstützung einer kernwaffenfreien Welt erstmals Vertreter nach Hiroshima.

Ban forderte mit Hinweis auf seine traumatischen Kindheitserfahrungen im Koreakrieg (1950 bis 1953), im Bemühen um Abrüstung nicht nachzulassen. Eine Welt ohne Massenvernichtungswaffen sei „der einzige vernünftige Weg zu einer sichereren Welt“. Er schlug vor, „vom nächsten Jahr an regelmäßig Gipfelkonferenzen des UN-Sicherheitsrates einzuberufen, um das Versprechen zu verfolgen“.

US-Botschafter John Roos selbst äußerte sich weder während noch nach der Gedenkveranstaltung. In einer von der US-Botschaft verbreiteten Erklärung hieß es, man müsse „künftigen Generationen zuliebe“ an einer „Welt ohne Nuklearwaffen“ arbeiten. Es müsse sichergestellt werden, dass sich ein Atomkonflikt nie wiederhole. Der japanische Ministerpräsident Naoto Kan begrüßte das Kommen von Ban und Roos. Er hoffe, sie würden den Wunsch der Japaner akzeptieren, dass Atomwaffen nie wieder Schaden verursachten. Für das Hiroshima-Bündnis zur Abschaffung der Atomwaffen kam Roos aber Jahre zu spät. „Die USA sind das einzige Land der Erde, das einen Angriff mit einer Atombombe geführt hat. Und sie haben immer noch Kernwaffen“, sagte Bündnissprecherin Haruko Moritaki.

Ministerpräsident Naoto Kan versprach, Vorschläge zur Abrüstung vorzulegen. Derlei „Horror und Elend“ dürfe sich niemals wiederholen. „Als einziges Land, das je in Kriegszeiten Opfer von Atombomben wurde, trägt Japan eine moralische Verantwortung, die Bemühungen um eine atomwaffenfreie Welt anzuführen“, sagte Kan. Er wies jedoch die Forderung des Bürgermeisters von Hiroshima, Tadatoshi Akiba, nach einem Verzicht auf den US-Atomschirm zurück. „Ich glaube, dass die atomare Abschreckung für unsere Nation nötig bleibt“, sagte er. Japan halte aber am Verzicht auf Herstellung und Besitz von Kernwaffen fest.

US-Präsident Barack Obama hatte wiederholt erklärt, sich für eine atomwaffenfreie Welt stark machen zu wollen. Viele werteten Roos’ Teilnahme an der Veranstaltung als Indiz dafür, dass Obama bei seinem Besuch Japans im November auch Hiroshima und Nagasaki besuchen könnte. „Das wäre sehr bedeutsam, wenn sein Besuch in Hiroshima und Nagasaki wahr würde“, zitierte die Nachrichtenagentur Jiji Press Regierungschef Kan. Obama hatte im vergangenen Herbst im japanischen Fernsehen angekündigt, im Laufe seiner Präsidentschaft nach Hiroshima und Nagasaki reisen zu wollen.

Als Folge der Atomangriffe auf Japan im Zweiten Weltkrieg waren hunderttausende Menschen sofort umgekommen oder später an Strahlenfolgen gestorben. Seit dem Gedenktag vor einem Jahr wurden die Namen von 5501 weiteren späten Strahlenopfern in Hiroshima hinzugefügt. Sie erhöhen die Zahl der offiziell registrierten Opfer auf 269 446. dpa/AFP

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