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Politik: Hitzige Schlussdebatten der US-Präsidentschaftskandidaten vor der Vorwahl

In zwei hitzigen Schluss-Debatten haben die sieben amerikanischen Präsidentschaftskandidaten versucht, kurz vor der ersten Vorwahl im Bundesstaat New Hampshire am 1. Februar zu punkten.

In zwei hitzigen Schluss-Debatten haben die sieben amerikanischen Präsidentschaftskandidaten versucht, kurz vor der ersten Vorwahl im Bundesstaat New Hampshire am 1. Februar zu punkten. Bei den fünf Republikanern versuchte George W. Bush, sich als Moderaten zu präsentieren, der Abtreibungs-Befürworter in der Partei willkommen heißt.

Der Verleger Steve Forbes, der bei den Abstimmungen in Iowa am Montag hinter Bush auf den zweiten Platz gekommen war, griff Bushs Bilanz seiner Gouverneurs-Jahre in Texas massiv an. "Sie haben eine so genannte Steuersenkung durchgesetzt, von der sechs Zehntel der Bürger nie etwas gesehen haben; Sie haben den Verwaltungsapparat aufgebläht und Sie haben im Bildungswesen die allgemeine Verblödung durchgesetzt, indem alle Anforderungen abgesenkt wurden."

Bush verteidigte sich äußerst passiv. John McCain, Umfrage zufolge Bushs wichtigster Konkurrent in New Hampshire, griff die Pläne des texanischen Gouverneurs zur Reform des Erziehungswesens als "zu zentralistisch" an und warf Bush vor, das öffentliche Schulwesen trockenzulegen.

Bei den Demokraten kam es zwei Stunden später zum offenen Schlagabtausch zwischen Vizepräsident Al Gore und Ex-Senator Bill Bradley. Während Gore scharfe Kritik an Details der Reformpläne Bradleys zur Ausweitung des Krankenversicherungsschutzes übte, warf Bradley ihm eine Strategie der Verleumdung vor. "Tausend Versprechungen und tausend Anwürfe, das ist, was Du bietest, und das ist, was das Volk satt hat", sagte Bradley.

Die beiden getrennten Debatten der Kandidaten in New Hampshire waren die letzte Chance für die Wähler, sich ein vergleichendes Bild der Kandidaten zu machen. Es kamen einerseits filigrane Details von vorgeschlagenen Gesetzesänderungen zur Sprache, aber auch Kuriositäten. So debattierten die beiden Demokraten, ob Bradley in seinen Jahren als Profi-Basketballer jemals wegen einer Niederlage oder eines Sieges geweint habe.

Im libertären New Hampshire, wo christlich-konservative Wähler einen weit geringeren Einfluss haben als in Iowa, bekannte sich Gore offener als jemals zuvor zum Erbe der Clinton-Regierung. Bradley versuchte, Gore der Lüge zu bezichtigen. "Du weißt, dass das, was Du sagst, nicht stimmt. Wie sollen die Wähler Dir vertrauen können? Du bist der Kandidat der Washingtoner Lobbies!" Der US-Kolumnist Tucker Carlson wertete, Bradley habe in seinen hilflosen Attacken eine desaströse Vorstellung geboten. Es wird erwartet, dass Bradley kaum mehr Chancen auf die Nominierung als demokratischer Präsidentschaftskandidat hat, falls er in New Hampshire nicht gewinnt.

Bei den Republikanern bot John McCain "die beste Leitung aller bisheriger Debatten", so David Gergen von der Harvard-Universität. Auch für McCain gilt, dass er einen Sieg in New Hampshire braucht. Der Senator aus Arizona wurde von Alan Keyes angegriffen, weil er in einem Interview gesagt hatte, sollte seine minderjährige Tochter abtreiben wollen, so würde in der Familie darüber gesprochen werden. "Was gibt es da zu diskutieren?", fragte Keyes. "Sind wir als Republikaner nicht der Meinung, dass jedes ungeborene Kind ein Geschenk Gottes und nicht Gegenstand von Familiensitzungen ist?" McCain antwortete: "Mit Verlaub - meine Kinder lasse ich nicht in den Wahlkampf hineinziehen." Nach Ansicht von Beobachtern steht unter den Spitzenreitern Gore besser da als Bush und unter den Herausforderern McCain besser als Bradley. Jüngsten Umfragen zufolge liegt McCain in New Hampshire knapp vor Bush und Gore knapp vor Bradley.

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