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Politik: Hochgiftige Chemikalien: Bald Schluss mit dem dreckigen Dutzend?

120 Regierungen haben sich geeinigt, mit einer Konvention die zwölf hochgiftigen und schwer abbaubaren Chemikalien zu verbieten. Umweltminister Jürgen Trittin (Grüne) wird deswegen an diesem Mittwoch nach Stockholm reisen und das internationale Abkommen unterzeichnen.

120 Regierungen haben sich geeinigt, mit einer Konvention die zwölf hochgiftigen und schwer abbaubaren Chemikalien zu verbieten. Umweltminister Jürgen Trittin (Grüne) wird deswegen an diesem Mittwoch nach Stockholm reisen und das internationale Abkommen unterzeichnen. Wenn in rund drei Jahren auch noch 50 Staaten die Konvention ratifiziert haben, ist sie rechtsverbindlich.

Das dreckige Dutzend sind zwölf schwer abbaubare organische Verbindungen, die auch unter dem Namen Pop (persistent organic pollutant) weltweit verbreitet sind und zu einer Familie von 100 000 Chemikalien gehören. Unter den zwölf finden sich unter anderem DDT, Chlordan, polychlorierte Biphenile (PCB), Dioxine und Furane. Alle diese Stoffe sind nachweislich Krebs erregend, teilweise verändern sie das Erbgut und führen zu schweren gesundheitlichen Schäden bei Menschen und Tieren.

Umweltschutzorganisationen hatten jahrelang vor den Pops gewarnt und waren gegen die herstellende Chemieindustrie vorgegangen. Doch die Regierungen haben erst 1998 die Verhandlungen über ein Verbot aufgenommen. Die Umweltschützer haben insbesondere davor gewarnt, dass sich die Pops in der Arktis sammeln. So konnten schwedische Wissenschaftler den plötzlichen DDT-Gebrauch in der DDR 1983 kurze Zeit später im Packeis messen. Durch die Kälte bauen sich die Pops dort noch langsamer ab und reichern sich im Fett der Fische, Wale, Robben und Eisbären an. Über die Nahrungskette gelangen die Pops dann irgendwann auf den Teller des Menschen. Und auch im Menschen ist die Kette nicht beendet: Pops sind auch in der Muttermilch zu finden.

"Rundum positiv" sieht Andrea Bernstorff von Greenpeace Deutschland das Abkommen. Neben dem Verbot der zwölf Pops kann es um weitere Chemikalien erweitert werden. "Wichtig ist, dass der Prozess weitergeht", sagte Bernstorff am Dienstag in Berlin.

Momentan verhandeln die internationalen staatlichen Organisationen jedoch mit der Industrie über deren Verantwortung für die Altbestände an den zwölf nun verbotenen Pops. Verantwortlich dafür ist ein dreckiges Dutzend an Chemiekonzernen wie Bayer, BASF, Hoechst oder Ciba-Geigy, die sich bislang jedoch strikt weigern, die weltweit rund 500 000 Tonnen Altbestände zu entsorgen. Die meisten dieser Giftfässer liegen in Entwicklungsländern in Afrika oder Asien, die kein Geld für die sachgemäße Lagerung, geschweige denn für die Entsorgung der gefährlichen Stoffe haben. Eine Lösung dafür könnte sein: Industrie und Regierungen gründen einen Entsorgungsfonds.

Ulrike Fokken

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