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Holocaust: Bundestag gedenkt NS-Opfer

Der Bundestag hat bei einer Gedenkstunde an die Opfer der nationalsozialistischen Terrorherrschaft erinnert. Parlamentspräsident Norbert Lammert forderte in seiner Rede weitere Bemühungen im Kampf gegen den Antisemitismus.

Berlin - Anschließend las der ungarische Literaturnobelpreisträger und Holocaust-Überlebende Imre Kertész aus seinem Werk "Kaddisch für ein nicht geborenes Kind". An der Veranstaltung im Plenarsaal des Reichstagsgebäudes nahmen auch Bundespräsident Horst Köhler und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) teil.

Lammert unterstrich, man dürfe "nie verdrängen und nicht müde werden zu betonen, dass Freiheit und Demokratie, Toleranz und Humanität keine selbstverständlichen Gewissheiten sind, sondern das fortdauernde Engagement jedes einzelnen von uns voraussetzen". Er fügte hinzu, Deutschland habe aus dem Entsetzen über den Terror der NS-Diktatur die Lehre gezogen, sich allen Formen von Extremismus, Rassismus und Antisemitismus entschieden entgegenzustellen.

Lammert: Deutschland darf Atommacht Iran nicht dulden

Der CDU-Politiker hob zudem die "besondere Verantwortung und Verpflichtung" für den Staat Israel hervor. "Israel muss, mit demselben Recht wie seine Nachbarn, in international anerkannten Grenzen frei von Angst, Terror und Gewalt leben können." Mit Blick auf den Iran sagte er, ein atomar bewaffneter Staat, geführt von einem offen antisemitisch orientierten Regime, sei nicht nur für Israel unerträglich. "Die Weltgemeinschaft darf eine solche Bedrohung nicht dulden."

Ausdrücklich würdigte der Bundestagspräsident den ungarischen Schriftsteller Kertész. "Dass ein Mann mit der Biographie von Imre Kertész heute in Berlin lebt und arbeitet und diesem Land und seiner Kultur verbunden bleibt, das empfinde ich als eine besonders generöse Form der Zuwendung und zugleich als Beleg für die Hoffnung, dass Europa eine Seele hat, die nicht verloren gegangen ist".

Der 1929 in Budapest geborene Kertész wurde wegen seiner jüdischen Abstammung 1944 in das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau deportiert und kam später nach Buchenwald, wo er 1945 befreit wurde. 2002 erhielt er den Nobelpreis für Literatur. Der Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz am 27. Januar 1945 wurde 1996 vom damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog zum "Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus" erklärt. (tso/ddp)

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