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Holocaust-Mahnmal: Lea Rosh gibt Zahn zurück

Jetzt wird der umstrittene Zahn doch nicht in einer Stele verwahrt. Die Initiatorin der Berliner Holocaust-Mahnmals, Lea Rosh, gibt den Backenzahn eines NS-Opfers an die KZ-Gedenkstätte Belzec in Polen zurück. (13.05.2005, 17:34 Uhr)

Berlin - Ursprünglich hatte sie den Zahn in dem am Dienstag eröffneten Mahnmal verwahren wollen. Nach heftigem Protest, auch aus Belzec und Auschwitz, wolle sie das Fundstück nun «unverzüglich» zurückbringen, teilte Rosh am Freitag mit. In Belzec solle es «in aller Stille und der Halacha (der jüdischen Normenordnung) entsprechend» begraben werden. Dazu wolle sie mit dem Historiker Eberhard Jäckel nach Polen reisen. Die Erklärung ist von dem Leiter der Gedenkstätte Belzec, Robert Kuwalek, mit unterzeichnet.

Den Zahn hatte die Journalistin 1988 gemeinsam mit Jäckel bei Reisen für den Film «Der Tod ist ein Meister aus Deutschland» in dem Vernichtungslager der Nazis im heutigen Polen gefunden. Bei der Rede zur Eröffnung des Mahnmals sagte sie, sie habe geschworen, «dass wir den Ermordeten ein Denkmal setzen. Und dieser Zahn wird darin einen Platz finden.»

Als sie den Zahn damals gefunden hätten, sei das Entsetzen groß gewesen, schrieben Rosh und Jäckel am Freitag. Jahrzehntelang seien alle über die Reste der Opfer gelaufen, niemand habe sie bestattet. Der Plan, den Zahn in dem Denkmal zu verwahren, sei eine «ganz und gar persönliche Entscheidung» gewesen. «Wir haben uns nicht vorgestellt, dass dieser kleine symbolische Akt auf Widerspruch stoßen könnte. Wir können auch heute nicht erkennen, was daran anstößig sein soll.»

Architekt Peter Eisenman habe, als er von dem Plan erfahren habe, «bewegt» zugestimmt. «Der Platz sollte unerkannt bleiben.» Es war laut Rosh weder als Beerdigung noch als Reliquienkult gemeint. «Aber alle sollte wissen können, dass der Zahn irgendwo lag, um den Sinn des Denkmals zusätzlich zu verdeutlichen.» Nun habe sie das Argument überzeugt, dass man nicht wisse, ob das NS-Opfer in irgendeiner Form wieder auf deutschen Boden gelangen wollte.

Das Holocaust-Mahnmal in Berlin entwickelt sich unterdessen zu einem neuen Touristenziel in der Hauptstadt. Einen Tag nach der Öffnung für Besucher erkundeten am Freitag mehrere tausend Besucher aus dem In- und Ausland das Stelenfeld. Die erste Nacht ohne den Schutz von Bauzäunen überstand das nun rund um die Uhr geöffnete Denkmal gut. An den Betonquadern waren keine Schmierereien zu erkennen, die Polizei verzeichnete keine besonderen Vorfälle am oder um das Mahnmal nahe dem Brandenburger Tor. (tso)

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