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Holocaust-Skandal: Williamson verliert Lehramt

Die Pius-Brüder ziehen Konsequenzen aus dem Skandal: Der Holocaust-Leugner darf ein Priesterseminar in Argentinien nicht mehr leiten.

Buenos Aires/Rom - Die erzkonservative Pius-Bruderschaft hat erstmals Konsequenzen aus der Leugnung des Holocaustes durch ihren Bischof Richard Williamson gezogen. Dem 68-Jährigen sei die Leitung eines Priesterseminars in Argentinien entzogen worden, bestätigte die Bruderschaft auf ihrer offiziellen Internetseite am Montag.

Unterdessen scheinen sich die Beziehungen zwischen der katholischen Kirche und den Juden zu entspannen. Nach einem Spitzengespräch im Vatikan, unter anderem mit dem zuständigen Kardinal Walter Kasper, erklärten Vertreter des Jüdischen Weltkongresses, dass die Affäre um Williamson das Verhältnis der katholischen Kirche zum Judentum nicht auf Dauer belasten werde. WJC-Präsident Ronald S. Lauder erklärte, auf den Holocaust-Leugner Williamson zugegangen zu sein, ziehe die Errungenschaften des vor mehr als vier Jahrzehnten begonnenen jüdisch-katholischen Dialogs in Zweifel. Dass Papst Benedikt XVI. von Williamson einen Widerruf verlangt habe, sei ein erster Schritt, dem nun konkretes Handeln folgen müsse.

Die Pius-Bruderschaft teilte mit, Williamson habe bereits am 31. Januar die Entscheidung des Generaloberen akzeptiert, ihn von seinem Amt als Direktor des Seminars in La Reja westlich von Buenos Aires zu entbinden. In einem an die argentinische Nachrichtenagentur DyN geschickten Schreiben hatte der Leiter der Bruderschaft für Südamerika, Christian Bouchacourt, die Leugnung des Holocaustes durch Williamson als „unangebracht“ bezeichnet und betont, diese Äußerungen spiegelten nicht die Position der Bruderschaft wider.

Die Rücknahme der Exkommunikation der vier Bischöfe der Bruderschaft, darunter auch Williamson, im Januar durch Papst Benedikt XVI. hatte einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. In einem im vergangenen Jahr geführten TV-Interview hatte er behauptet, statt sechs Millionen Juden seien in KZs etwa 200 000 bis 300 000 Juden umgekommen. Keiner von ihnen sei in Gaskammern gestorben.

Die Pius-Bruderschaft will unterdessen mit einem Internetaufruf zur Solidarität mit dem Papst dem Vatikan den Rücken stärken. Als „Aufruf einfacher und treuer Katholiken“ bezeichnet die Priesterbruderschaft ihre Unterschriftenliste, mit der der Papst „in seiner mutigen Geste“ unterstützt werden soll.

Derweil wurden neue Äußerungen aus der Pius-Bruderschaft bekannt:„Report Mainz“ berichtete über einen Vortrag von deren deutschen Oberen kurz nach den Anschlägen vom 11.September 2001 in New York. Darin soll Pater Franz Schmidberger gesagt haben, die Schändung eines Kreuzes sei schlimmer als die Terroranschläge. dpa/ddp

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