zum Hauptinhalt
Arbeiter sichern am Freitag die Fensterscheiben an einem Hotel am Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) in Hannover mit Holzplatten.

© dpa

Hooligan-Aufmarsch: Hannover bereitet sich auf heißen Samstag vor

Mindestens 5000 Teilnehmer erwartet die Polizei bei einem Aufmarsch der Gruppierung "Hooligans gegen Salafismus" am Samstag in Hannover. Weil auch eine Gegendemonstration angemeldet ist, sind Krawalle nicht auszuschließen.

Zwei Notdienst-Fahrzeuge des „Glas Service Wustrow“ stehen vor der großen Kaufland-Filiale; die Mitarbeiter verrammeln die Fensterfronten des Supermarktes und der beiden benachbarten Hotels mit eigens vor Ort zugesägten, stabilen Holzplatten. Drei Lastwagen der Bereitschaftspolizei karren die ersten Absperrgitter heran; drei aus Köln abkommandierte Beamte, die einschlägige Erfahrungen mit rechtsextremen Krawall gegen Muslime besitzen, inspizieren am Freitagnachmittag das Gelände rund um Hannovers Zentralem Omnibusbahnhof (ZOB) direkt hinter dem Hauptbahnhof.

Hier will am Samstag die Gruppierung „Hooligans gegen Salafismus“ unter dem Motto „Europa gegen den Terror des Islamismus“ aufmarschieren. „Mindestens 5000 Teilnehmer“ erwartet Hannovers Polizeipräsident Volker Kluwe. Daran änderten auch die zeitgleich in Wuppertal angekündigten Veranstaltungen von Salafisten und Rechten nichts.

Seine Behörde hatte angesichts befürchteter Auseinandersetzungen zwischen der rechten und der linksautonomen Szene die Demonstration verboten. Das Verwaltungsgericht Hannover hatte daraufhin in einem Eilverfahren zumindest eine zeitlich befristete und ausschließlich auf den ZOB beschränkte Kundgebung unter strengen Auflagen zugelassen. Die Polizei schob weitere Einschränkungen hinterher, diesmal mit dem Segen des Verwaltungsgerichts.

So darf die Bremer Rechtsrock-Combo „Kategorie C – Hungrige Wölfe“ nicht aufspielen. „Der Auftritt der Band würde das Risiko eines unfriedlichen Verlaufs der Versammlung erheblich erhöhen“, entschied das Gericht am Freitagnachmittag mit Verweis auf die Kölner Krawalle vor drei Wochen. Damals hätten Text und Musik die Teilnehmer zu Gewalt geradezu angestachelt. Auch das Zeigen von Totenköpfen als Tattoo oder auf der Kleidung erklärte das Gericht wegen der „einschüchternden und Angst und Furcht erregenden Wirkung“ zum Tabu.

Bestand hat weiter die Auflage, wonach der Veranstalter pro 30 Teilnehmer einen Ordner zu melden hat. Diese wollte sich die Polizei genau unter die Lupe nehmen: Einschlägig Vorbestrafte sollen laut Kluwe ebenso aus dem Verkehr gezogen werden wie Personen mit mehr als 0,3 Promille Blutalkohol. Dazu werde die Polizei sämtliche Ordner einem Atemtest unterziehen. Jeder normale Demo-Teilnehmer müsse sich zudem auf eine körperliche Durchsuchung nach Flaschen, Dosen und Feuerwerkskörpern gefasst machen, kündigte der Polizeipräsident an.

Wie viele Leute er im Einsatz habe, mochte Kluwe aus einsatztaktischen Erwägungen nicht verraten. Es seien allerdings etliche Kräfte der Bundespolizei und aus anderen Bundesländern dabei. Es gelte vor allem, die Hooligan-Kundgebung von den 17 angemeldeten Gegendemonstrationen zu trennen. „Beide Seiten bieten ein erhebliches Konfliktpotenzial“, meinte der Polizeichef, nahm dabei aber ausdrücklich die vom DGB, den Kirchen und den demokratischen Parteien organisierte Veranstaltung „Bunt statt Braun“ am Rande der City aus.

Sorgen bereiten den Einsatzkräften offenbar vor allem drei Gegendemos, die Einzelpersonen aus der linksautonomen Szene fast in Steinwurfnähe zum ZOB angemeldet haben. „Wir rechnen mit Krawallen“, erklärte Kluwe. „Aber wir sind darauf vorbereitet, diese sofort zu unterbinden.“

Der Zugverkehr von, nach und durch Hannover soll laut Polizei am Samstag nicht eingeschränkt werden. Im Bahnhof würde man jedoch die verschiedenen Demo-Teilnehmer strikt von einander separieren. Fern- und örtliche Busse würden dagegen umgeleitet; zwei Stadtbahnlinien Richtung Hauptbahnhof fielen sogar komplett aus.

Zur Startseite