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Politik: Horst Weyrauch sagt im Konrad-Adenauer-Haus ausführlich aus - doch die CDU will über den Inhalt nichts verraten

Die CDU behandelte die Weyrauch-Aussage am Mittwoch wie eine delikate Geheimsache: Die Partei wollte die Öffentlichkeit so lange wie möglich im Unklaren darüber lassen, wo und mit wem der Finanzberater der Partei und Herr über die geheimen Konten Helmut Kohls, Horst Weyrauch, ihr Rede und Antwort stehen würde. Weyrauch sagte stundenlang im Konrad-Adenauer-Haus in Bonn aus, nachdem er am vergangenen Wochenende hoch und heilig versprochen hatte, der Auskunftspflicht, die ihn noch immer an seine frühere Partei bindet, nachzukommen und auch über Details Auskunft zu geben.

Die CDU behandelte die Weyrauch-Aussage am Mittwoch wie eine delikate Geheimsache: Die Partei wollte die Öffentlichkeit so lange wie möglich im Unklaren darüber lassen, wo und mit wem der Finanzberater der Partei und Herr über die geheimen Konten Helmut Kohls, Horst Weyrauch, ihr Rede und Antwort stehen würde. Weyrauch sagte stundenlang im Konrad-Adenauer-Haus in Bonn aus, nachdem er am vergangenen Wochenende hoch und heilig versprochen hatte, der Auskunftspflicht, die ihn noch immer an seine frühere Partei bindet, nachzukommen und auch über Details Auskunft zu geben. Die plötzliche Auskunftsfreudigkeit des Finanzmannes kam nicht von ungefähr: Die CDU hatte ihm bis diesen Mittwoch eine Frist gesetzt, umfassende eidesstattliche Erklärungen über sein Wirken für die CDU abzugeben. Der Bundesgeschäftsführer der CDU, Willi Hausmann, verweigerte nach dem Gespräch mit Weyrauch jegliche inhaltliche Angabe.

Zu den "Details", die Weyrauch der Partei bislang schuldig geblieben ist, zählt die CDU vor allem Antworten darüber, wer für wen seit wann Spenden für den geheimen Kreislauf der Konten gegeben hat. Fragen darüber, wer die Spender sind und wofür Helmut Kohl die Millionen ausgegeben hat, gehören ebenso dazu wie auch das Begehr zu wissen, ob seine "Dienstreisen" nach Liechtenstein und in die Schweiz auch im Auftrag der Bundes-CDU erfolgten, genauer: in wessen konkretem Auftrag sie standen. Vom frühen Vormittag bis zum Nachmittag gab Weyrauch in Begleitung seines Frankfurter Anwalts Eberhard Kempf Auskunft.

Die CDU hatte Weyrauch bereits zuvor von der Schweigepflicht gegenüber anderen befreit, so dass der Frankfurter - unter Eides Statt - vor der Staatsanwaltschaft ausführlich aussagen konnte, ohne Auftraggeber und Spendennehmer zu "outen". Entgegen allen publizierten Mutmaßungen ging Weyrauchs Anwalt zu Beginn der Woche auch davon aus, dass die Aussage seines Mandanten, er habe die geheimen Konten in Liechtenstein und der Schweiz einzig und allein für die hessische CDU angelegt, der Wahrheit entsprechen. Den Wirtschaftsprüfern der CDU, Ernst & Young, hatte Weyrauch insgesamt bereits mehr als fünf Stunden lang Einsicht in das Labyrinth der schwarzen Kassen verschafft.

Gegen Weyrauch ermitteln die Staatsanwaltschaften in Bonn, Augsburg und Wiesbaden wegen des Verdachts auf Untreue und Betrug. Die Partei selbst versucht Weyrauch dadurch unter Druck zu setzen, dass sie das Schweigen des Kohl-Vertrauten demonstrativ dahingehend interpretiert, Weyrauch habe möglicherweise auch zu verbergen, dass er selber materiell von seiner Schwarzgeld-Arbeit profitiert habe. Ein Druckmittel dies, das auch den Geldabholer und noch in Vertragsauflösungshändel mit der Partei verhedderten Hans Terlinden, mit dem Weyrauch lange Jahre zusammenarbeitete, gefügig machen soll.

Vor der Staatsanwaltschaft in Augsburg hatte Weyrauch bereits im November umfassende Aussagen gemacht, in denen er auch den früheren Schatzmeister der CDU, Walther Leisler Kiep, und den Finanzbevollmächtigten Lüthje als Mitwisser belastet hatte. Das ganze System sei zwischen den drei Herren abgesprochen gewesen, gab Weyrauch damals zu Protokoll. Anweisungen für sein Tun will er demzufolge nur von Lüthje und Kiep erhalten haben, die Bundesgeschäftsstelle der CDU sei nicht eingeweiht gewesen. Den Namen Kohl vermied Weyrauch in der langen Anhörung.

Die vom Waffenhändler Schreiber an ihn und Kiep übergebene Million in bar in St. Margarethen bezeichnete Weyrauch als "Parteispende an die CDU", die er entsprechend auf ein Konto der Bundespartei überwiesen haben will, das Geld indes wieder abgehoben haben, "nachdem das Geld nicht für Zwecke der Bundespartei abgerufen wurde". Weyrauch gab damals zu - nach Vorhalt seiner Reiseabrechnungen an die Parteizentrale durch die Staatsanwälte -, dass er auch mehrfach für die Partei in Zürich gewesen sei, wozu aber, wisse er nicht mehr. Weyrauch war teils mehrfach wöchentlich für die CDU in die Schweiz gereist.

Rüdiger Scheidges

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