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Hubertus Zdebel

© dpa

Neu im Bundestag: Hubertus Zdebel, Linke

Ein Drittel der 631 Abgeordneten ist neu in den Bundestag eingezogen. Einer von ihnen ist der Linken-Politiker Hubertus Zdebel aus Nordrhein-Westfalen.

Von Matthias Meisner

Als Hobbys erwähnt er Schach und Schokolade. Und wenn Hubertus Zdebel an seine künftige Rolle in der Bundespolitik denkt, kommt er auch auf seine Hauskatze daheim in Münster zu sprechen, die ganz toll klettern könne und die er während der Sitzungswochen in Berlin sicherlich vermissen werde. Da menschelt es ein wenig bei dem 58-Jährigen mit dem grauen Pferdeschwanz. Auch sein Sternzeichen Skorpion gibt er an – demnach kann er sowohl ehrgeizig als auch rücksichtslos sein.

Zdebel war lange Grüner, trat 2007 kurz nach dem Vereinigungsparteitag von PDS und WASG dort aus und schloss sich der Linken an. Er folgte dem NRW-Landtagsabgeordneten Rüdiger Sagel, für den er seinerzeit als Büroleiter arbeitete – die beiden gehören zu den ganz wenigen, die aus der Ökopartei den Weg zu Oskar Lafontaine fanden. Der hat für ihn Vorbildfunktion, wenn es um die Ausdehnung zur gesamtdeutschen Partei geht: In der Bildergalerie auf seiner Homepage präsentiert er ein gemeinsames Foto von sich und dem Ex-Parteivorsitzenden. „Ich sehe mich im linken Flügel der Linken“, sagt Zdebel. Organisiert hat er sich im trotzkistischen Netzwerk Marx 21, das bisher nur mit zwei Abgeordneten aus Bayern und Hessen im Bundestag vertreten war.

Mit anderen aus Nordrhein-Westfalen steht Zdebel für die harte Linie – für diejenigen also, die es Gregor Gysi noch schwer machen könnten. Aber selbst die Reformer bescheinigen ihm, er gehöre zu denen, die „Themen fürs linke Herz“ bieten würden. Praktisch heißt das auch, sich vehement jenen entgegenzustellen, die aus der Linken am liebsten eine ostdeutsche Regionalpartei machen würden – ob das nun die SPD ist oder Leute aus den eigenen Reihen.

Als Beruf gibt der Abgeordnete Journalist an. Das aber bezieht sich nur auf Jobs vor Jahrzehnten bei Münsteraner Stadtmagazinen. Seit er erwachsen ist, hat er sich politisch engagiert, im Asta der Universität Münster, als Hausbesetzer oder etwa als Mitarbeiter für einen Bundestagsabgeordneten vom linken Flügel der Grünen. Für die Linke war er in NRW Wahlkampfleiter, zwei Jahre lang deren Landeschef.

Nur Abgeordneter war Zdebel noch nie, sieht man von zwei Kommunalpolitikjahren als Ratsherr der Grünen in Münster ab. Große Vorfreude, was die Parlamentsarbeit angeht, lässt er nicht erkennen. Es sei ja nun nicht alles total neu für ihn, die Erwartungen deshalb auch nicht allzu hoch. Im Parlament hat er, bis auf Weiteres ohne eigenes Büro, Unterschlupf gefunden bei einem Abgeordneten aus Aachen. Und eine Wohnung in Berlin hat er auch noch nicht – wenn er fußläufig vom Reichstag keine findet, will er in Neukölln und Friedrichshain suchen. Die erste Klausur vor ein paar Tagen mit den neuen Abgeordnetenkollegen versetzte Hubertus Zdebel nicht in Euphorie. „War so ganz okay“, sagt er knapp.

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