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Der Bevölkerung in Syrien (hier in Aleppo) fehlt es an allem, Hilfsorganisationen schlagen Alarm.

© dpa

Humanitäre Hilfe: Online-Aktionstag zur Krise in Syrien

Am Donnerstag wollen 28 deutsche Hilfswerke mit einem Internet-Aktionstag auf die humanitäre Krise in Syrien aufmerksam machen. Auch die SOS-Kinderdörfer weltweit richten einen Appell an die Bürgerkriegsparteien in Syrien. 

„Stopp. Schau hin!“ heißt das Motto des Aktionstages Syrien, mit dem am Donnerstag 28 deutsche Hilfsorganisationen über die Situation in der Region und die geleistete Hilfe informieren möchten. In einem Online-Video erinnern die Organisationen an die über zwei Jahre anhaltende humanitäre Krise im Land.

„Mit diesem Aktionstag wollen wir von den Hilfsorganisationen die Öffentlichkeit aufrütteln, hinzuschauen, was in Syrien passiert. Und wir wollen das politische und gesellschaftliche Engagement für ein Ende der Gewalt bestärken. Wir werden nicht müde, alle Konfliktparteien aufzurufen, für humanitären Zugang zu sorgen, damit wir dem Hilfsbedarf gerecht werden können“, erklärt Manuela Roßbach, die Geschäftsführerin von Aktion Deutschland hilft, die den Aktionstag organisiert hat.

Nach Angaben der Vereinten Nationen benötigt ein Drittel der Bevölkerung Syriens humanitäre Hilfe, insgesamt sind mehr als acht Millionen Menschen von dem Konflikt betroffen. Etwa 1,2 Millionen Menschen sind bisher aus dem Land geflohen.

Mit dieser gemeinsamen Aktion möchten die Hilfsorganisationen auch für die Vernetzung untereinander vorantreiben: "Wir können uns gegenseitig bei der Beschaffung von Hilfsgütern, beim Umgang mit Zollämtern und bei logistischen Fragen unterstützen. Wichtig ist natürlich immer, die Hilfsmaßnahmen aufeinander abzustimmen", erklärt Maria Rüther, Pressesprecherin von Aktion Deutschland Hilft.

Auch die SOS-Kinderdörfer appellierten bei einer Pressekonferenz am Mittwoch in Berlin an die Bürgerkriegsparteien in Syrien: „Hände weg vom SOS-Kinderdorf Damaskus!“ hieß es da. Ein Mitarbeiter der SOS-Kinderdörfer Syrien schildert die Lage vor Ort: „Man weiß nie, was morgen ist. Es ist kein Zweifronten Krieg, es sind viele rivalisierende Gruppen, denn die Saat des Extremismus und des Hasses ist alt bei uns in Syrien. Ich bin neutral. Aber allein in der letzten Woche sind 15 Mitglieder meiner erweiterten Großfamilie umgekommen. Um meine drei Kinder habe ich Angst. Derzeit sind Autobomben und Entführungen das Schlimmste.“

Das SOS-Kinderdorf im Westen der syrischen Hauptstadt Damaskus gerät immer wieder zwischen die Fronten. In dem Dorf leben 117 Kinder, etwa 20 SOS-Mütter und 30 bis 35 Erwachsene SOS-Mitarbeiter. Die Hilfsorganisation bittet die Bundesregierung, sich bei der syrischen Regierung und den Regierungen der Nachbarstaten für die Sicherheit des Kinderdorfes einzusetzen.

„Immer häufiger finden Kämpfe im unmittelbaren Umfeld statt. Nach 17 Uhr darf niemand das Kinderdorf verlassen“, sagte Wilfried Vyslozil, Vorstand der SOS-Kinderdörfer weltweit. Er fordert die Bürgerkriegsparteien auf, das SOS-Kinderdorf als Kindersicherheitszone zu beachten und aus der Umgebung abzuziehen. Es ist sogar der Bau eines Bunkers angedacht, um Kinder und Mütter zu schützen.

Häufig mussten Helfer und Familien umziehen, erzählt der SOS-Mitarbeiter aus Syrien: „Das Kinderdorf Aleppo bleibt evakuiert. Im August des Vorjahres mussten wir auch Qudsaya evakuieren, wir sind in unser nationales Büro nach Damaskus und in angemietete Wohnungen. Wir konnten aber wieder ins Kinderdorf Qudsaya zurückkehren."

Einen Notfallplan gibt es: „Sollte es ganz schlimm werden, haben wir einen Notfallplan, dass jeder SOS Mitarbeiter in Damaskus für fünf bis zehn Kinder und Mütter in seiner eigenen Wohnung sorgt.“

Die Hilfe weitet sich auch auf die Nachbarländer aus. Afifa Arsanios, die Präsidentin der SOS-Kinderdörfer Libanon, erklärt die Ausmaße der Flüchtlingswelle: „Wir haben rund eine Millionen syrische Flüchtlinge im Libanon, das ist ein viertel der libanesischen Bevölkerung.“ Sie arbeitet an einem Programm, um den Flüchtlingsfamilien ein Obdach im Libanon zu bieten. Derzeit laufen Verhandlungen mit dem Hochkommissariat der Vereinten Nationen für Flüchtlinge. „Wir müssen die Frauen stärken und Sicherheit für die Familien garantieren“, erklärt Arsanios, „selbst wenn der Krieg morgen vorbei ist, würde es noch sehr lange dauern, bis sich die Situation beruhigt.“

Manuela Tomic

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