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Politik: Hungern für mehr Öffentlichkeit

Moskau Ein kleines Häuflein Anhänger hielt am Mittwoch schweigend eine Mahnwache am Eingang zum Moskauer Hochsicherheitsgefängnis „Matrosenstille“. Aus Solidarität mit Michail Chodorkowskij, dem früheren Chef des Ölgiganten Jukos, der im Juni wegen Steuerhinterziehung und Betrug zu neun Jahren Haft verurteilt worden war.

Moskau Ein kleines Häuflein Anhänger hielt am Mittwoch schweigend eine Mahnwache am Eingang zum Moskauer Hochsicherheitsgefängnis „Matrosenstille“. Aus Solidarität mit Michail Chodorkowskij, dem früheren Chef des Ölgiganten Jukos, der im Juni wegen Steuerhinterziehung und Betrug zu neun Jahren Haft verurteilt worden war. Die Opposition vermutet hinter dem Verdikt politische Motive. Mitangeklagt war ein weiterer Konzernboss – Platon Lebedjew, der wie Chodorkowskij in der „Matrosenstille“ einsitzt. Eine Woche saß dieser in Einzelhaft, weil er angeblich das Vollzugspersonal beschimpfte und sich geweigert haben soll, am täglichen „Spaziergang“ teilzunehmen. Am Donnerstag wurde Lebedjew nach Angaben der Gefängnisleitung wieder in eine Gemeinschaftszelle verlegt.

Aus Solidarität mit Lebedjew war Chodorkowskij vor ein paar Tagen in den Hungerstreik getreten. Wann genau, konnte nicht einmal sein Anwalt, Anton Drell, sagen. Er sagte aber Radio Echo Moskwy, Chodorkowskij würde nicht nur die Aufnahme von Nahrung, sondern auch von Wasser verweigern. Die Leitung der Vollzugsanstalt dementierte dies. Beobachter schließen nicht aus, dass Chodorkowskij mit seinem Hungerstreik in erster Linie die Öffentlichkeit, deren Interesse an seinem Fall zunehmend erlahmt, mobilisieren will. Vor allem, weil er bei Duma-Nachwahlen in Moskau kandidieren will. Die Rechtslage lässt das zu. Denn das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, weil die Verteidigung Berufung eingelegt hat. win

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