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Politik: „Ich bin verrückt vor Freude“

Für Frankreich kommt die Nachricht von der Freilassung der Irak-Geisel Florence Aubenas gerade recht

Paris - „Die ganze Nation ist glücklich.“ Überschwänglich brachte der französische Präsident Jacques Chirac auf den Punkt, was seine Landsleute empfanden. Riesige Erleichterung und Freude machten sich breit, als die gute Nachricht in dem Geiseldrama der 44-jährigen Reporterin Florence Aubenas die sonntägliche Ruhe abrupt unterbrach.

Nach 157 Tagen des Bangens und der sich steigernden Sorge um die Korrespondentin der Zeitung „Libération“ waren Aubenas und ihr Fahrer Hussein Hanun wieder frei. So ist auch die zweite Geiselnahme mit französischen Journalisten im Irak glimpflich zu Ende gegangen. Ob Lösegeld gezahlt worden war oder nicht, interessierte dabei weniger.

„Ich bin verrückt vor Freude“, sagte die Schwester der Reporterin, Sylvie, den anrufenden Medienleuten. „Ich möchte alle küssen“, brach es aus der Präsidentin des Aubenas-Unterstützungskomitees, Marie-Ange Rodeaud, heraus. Die Erleichterung war immens, zumal Aubenas nach ärztlichen Angaben „lebhaft“ und bei „guter Gesundheit“ ist. In dem vergangenen Vierteljahr waren die Solidaritätsaktionen vervielfacht worden, auch weil man ein ungutes Gefühl bekämpfen musste. Denn in einem Video, dem einzigen Lebenszeichen, sah Aubenas Ende Februar seelisch und körperlich angegriffen aus. Dann kam nichts Neues mehr.

Eine beispiellose Aktionswelle ging durch Frankreich, der Fall Aubenas vereinte die Franzosen wie selten. Ihr Porträt hing vor dem altehrwürdigen Pariser Rathaus, wurde von einem Heißluftballon aus über dem Château de Versailles in der Luft gezeigt.

Kurz vor Weihnachten 2004 waren die französischen Journalisten Georges Malbrunot und Christian Chesnot nach langer Geiselhaft im Irak wohlbehalten in der Heimat gelandet. Auf dem Neujahrsempfang für die Medien musste Chirac zwei Wochen später wieder eindringlich davor warnen, Reporter in das Krisenland zu entsenden. Gerade war bekannt geworden, dass die sympathische und gewissenhafte Aubenas vor ihrem Bagdader Hotel „verschwunden“ war. Nichts Gutes verhieß in den Wochen darauf, was aus der Pariser Regierung verlautete: Der Fall Aubenas sei „anders als andere“, also äußerst schwierig. Zeitweise hielt sich hartnäckig die Spekulation, der syrische Geheimdienst habe die Finger im Spiel, und Damaskus sei doch nicht sehr gut auf Paris zu sprechen.

Am Sonntagabend landete Aubenas auf dem Luftwaffenstützpunkt Villacoublay bei Paris, wo sie von ihrer Familie und von Staatspräsident Jacques Chirac in Empfang genommen wurde. Nach ihrer Ankunft bedankte sie sich bei allen, die sich für ihre Rückkehr eingesetzt hätten. Aubenas hatte den Irak am Vormittag an Bord einer Militärmaschine verlassen und war in Zypern zwischengelandet. Bei ihrer Ankunft in Frankreich wirkte sie entspannt. Sie fiel ihrer Familie in die Arme.

Hanns-Jochen Kaffsack (dpa)

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