zum Hauptinhalt

Politik: Ich weiß was

Foto: Rückeis / Montage: DP HINTER DEN LINDEN Es ist eine Binsenweisheit: Zeit ist Geld. Die Deutsche Bahn hat das inzwischen erkannt: Die Schaffner händigen ihren Fahrgästen Zehn-Euro-Gutscheine aus, wenn die Züge arg viel Verspätung haben.

Foto: Rückeis / Montage: DP

HINTER DEN LINDEN

Es ist eine Binsenweisheit: Zeit ist Geld. Die Deutsche Bahn hat das inzwischen erkannt: Die Schaffner händigen ihren Fahrgästen Zehn-Euro-Gutscheine aus, wenn die Züge arg viel Verspätung haben. Zumindest manchmal, wenn man Glück hat, die Gutscheine nicht gerade aus sind und der Schaffner gute Laune hat. Für einen Film in Überlänge müssen Kinobesucher in der Regel einen Zuschlag auf die Kinokarte zahlen. Und wer möglichst lange unter der Sonnenbank im Fitnessstudio brutzeln möchte (falls das bei den klimatischen Bedingungen überhaupt Sinn macht), der muss ständig neue Münzen nachwerfen.

Wir Normalbürger wissen es deshalb auch besonders zu schätzen, wenn wichtige Menschen uns einen Teil ihrer Zeit opfern. Sie könnten ja auch anderes tun. Sich zum Beispiel mit anderen wichtigen Menschen treffen. Einigen Berliner Journalisten kam es dennoch schon fast wie eine Bedrohung vor, als der Bundeskanzler an diesem Mittwoch ganz viel Zeit mitbrachte.

Aus dem Heimaturlaub in Hannover an den Regierungssitz zurückgekehrt, hatte Gerhard Schröder für 13 Uhr eine Pressekonferenz anberaumt, um Reformen zu erklären. Mal wieder zu zeigen, wer das Land regiert. „Ich will niemanden überfordern, aber ich habe bis 16 Uhr Zeit“, verkündete Schröder. Das war gegen 13 Uhr 20. So viele Fragen kamen dann doch nicht zusammen. Es reichte nur bis 15 Uhr 08. Dabei war alles angesprochen worden: von den Wachstumsprognosen der Bundesregierung (zu optimistisch?) bis zur ultimativen Frage nach einer erneuten Kanzlerkandidatur im Jahr 2006. „Ich weiß es schon“, antwortete Schröder grinsend. Und schwieg.

Zur Startseite