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Politik: Im dritten Anlauf

Vujanovic gewinnt die Präsidentenwahl in Montenegro

Für Filip Vujanovic war es der dritte Versuch, Präsident von Montenegro zu werden. Zweimal scheiterte der bisherige Parlamentspräsident an der erforderlichen Mindestwahlbeteiligung von 50 Prozent. Dabei hatten im Dezember und im Februar mehr als 80 Prozent der Wähler für den Kandidaten der regierenden Demokratischen Partei der Sozialisten (DPS) gestimmt. Am Sonntag waren die Montenegriner nun zum dritten Mal an die Urnen gerufen. Das Wahlergebnis wird wohl erst an diesem Montag bekannt gegeben, doch nach ersten Hochrechnungen hat Vujanovic klar gewonnen. 63,3 Prozent der abgegeben Stimmen bekam er, teilte die unabhängige Wahlbeobachtergruppe Cesid in Podgorica mit. Das Parlament hatte die Mindestbeteiligung abgeschafft.

Für die Präsidentschaft der kleineren Teilrepublik von Serbien-Montenegro kandidierten am Sonntag auch der liberale Parteiführer Miodrag Zivkovic, der 31 Prozent bekam, und der unabhängige Kandidat Dragan Hajdukovic, der abgeschlagen bei vier Prozent landete.

Vujanovic steht für die Unabhängigkeit Montenegros von Serbien. Im Februar hatten sich die beiden Teilrepubliken Serbien und Montenegro zum neuen losen Staatenbund Serbien-Montenegro zusammengefunden, der das nur noch auf dem Papier existierenden Jugoslawien ablöste. Seither steht der Montenegriner Svetozar Marovic als Präsident an der Spitze des gemeinsamen Staates. Doch der Versuch der EU, die beiden Republiken trotz widerstreitender Interessen zusammenzuzwingen, ist umstritten.

In Montenegro ist der Ruf nach Unabhängigkeit nie verstummt, und die EU hat dem starken Mann Montenegros, Ministerpräsident Milo Djukanovic, zugesichert, in drei Jahren eine Volksbefragung abzuhalten, was Vujanovic im Wahlkampf bekräftigte. „In drei Jahren, als Präsident der Republik, werde ich ein Referendum einberufen, das es den Bürgern Montenegros erlauben wird, über ihre Zukunft zu entscheiden“, kündigte Vujanovic an. In der Zwischenzeit wolle er an der Harmonisierung des getrennten Wirtschaftsraumes weiterarbeiten. Die beiden Republiken haben verschiedene Zoll- und Steuersysteme. In Serbien wird mit der Landeswährung Dinar bezahlt, in Montenegro der Euro als Zahlungsmittel verwandt.

Während der treue Gefolgsmann des Ministerpräsidenten Milo Djukanovic bekräftigte, dass die in der montenegrinischen Politik dominierende DPS an ihrer langjährigen Forderung nach Unabhängigkeit von Serbien festhält, ist die Bevölkerung in dieser Frage gespalten. Aber auch in Serbien mehren sich die Stimmen für eine Trennung von Montenegro. Der serbische Justizminister Vladan Batic und seine Partei begannen schon im vergangenen Jahr, Unterschriften für die serbische Unabhängigkeit zu sammeln.

Gemma Pörzgen[Belgrad]

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