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Politik: Im Streit zwischen dem Weißen Haus und der Waffenlobby teilt der US-Präsident nicht nur aus

Er habe kein Interesse an einem "Pinkel-Wettbewerb", sagte der US-Präsident seinem Volk am Montag. Der deftige Ausdruck ist keine Übertreibung für den Streit, der zwischen dem Weißen Haus und der Waffenlobby "National Rifle Association" (NRA) ausgebrochen ist.

Er habe kein Interesse an einem "Pinkel-Wettbewerb", sagte der US-Präsident seinem Volk am Montag. Der deftige Ausdruck ist keine Übertreibung für den Streit, der zwischen dem Weißen Haus und der Waffenlobby "National Rifle Association" (NRA) ausgebrochen ist. Wayne LaPierre, der Vize-Chef der NRA, hatte einen perfiden Vorwurf an Clinton gerichtet. "Er hat sich mit einem hohen Niveau an Gewaltkriminalität abgefunden", sagte LaPierre in einem Fernsehinterview. "Clinton toleriert das. Er braucht das sogar, um seine Politik der Einschüchterung betreiben zu können."

Clinton las das LaPierre-Zitat bei einer Rede vor und meinte: "So etwas kann man im Fernsehen leicht von sich geben. Schwieriger wird es, wenn man den Opfern der Schießwut in die Augen schaut: der Mutter der in Michigan erschossenen Erstklässlerin oder den Eltern von Columbine", wo im April 1999 15 Menschen starben.

So heftig das Wortgefecht, so mickrig die Details. Seit einem Jahr hat der Vermittlungsausschuss zwischen Senat und Repräsentantenhaus zwei Fassungen eines Gesetzes zur Verschärfung der Waffenkontrolle auf dem Tisch. Beraten wurden die Entwürfe noch nicht. Clinton will Druck machen. Zwei Forderungen stehen im Zentrum des Streits: Soll die Waffenindustrie verpflichtet werden, zum Schutz von Kindern Sicherheitsschlösser in neue Pistolen einzubauen? Soll auch bei "gun shows", bei über das Land tingelnden Waffen-Jahrmärkten, künftig das polizeiliche Führungszeugnis eines Käufers kontrolliert werden, und sollen dafür 24 oder 72 Stunden Wartezeit gelten?

Die Änderungen wären alles andere als dramatisch. Doch im Wahlkampf wird übertrieben. NRA-Chef Charlton Heston wirft Clinton in Fernseh-Spots vor, ein Lügner zu sein. Für 30 000 Dollar pro Sendung laufen die Spots da, wo sie am meisten ziehen: in Washington. Clinton rufe ständig nach neuen Gesetzen, obwohl er wisse, dass allein in Columbine 20 bestehende verletzt würden. Auch die Wahlkämpfer Gore und Bush mischten sich ein. LaPierre stehe für "das kranke Herz der NRA", meinte Gore. Bush wünschte sich "eine Debatte über wirksame Schritte ohne ständige Beschimpfungen".

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