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Politik: Immer Ärger mit der Insel

Es ist kein Zufall, dass sich der türkische Premier Recep Tayyip Erdogan ausgerechnet beim Thema Zypern stur stellte. Die Zypernfrage ist ein neuralgischer Punkt in der türkischen Außenpolitik.

Es ist kein Zufall, dass sich der türkische Premier Recep Tayyip Erdogan ausgerechnet beim Thema Zypern stur stellte. Die Zypernfrage ist ein neuralgischer Punkt in der türkischen Außenpolitik. Die Türkei schickte 1974 Truppen nach Zypern, um die türkische Minderheit dort vor Übergriffen der griechischen Mehrheit zu schützen. Seitdem ist die Insel geteilt . Trotz aller internationalen Forderungen hat Ankara bis heute mehrere zehntausend Soldaten im türkischen Nordteil der Insel stationiert; die meisten Türken sehen dies nicht als aggressiven Akt, sondern als Vorsichtsmaßnahme zur Abwehr möglicher Angriffe der Griechen. Für die Türkei ist die eigene Militärpräsenz auf der Insel, die nur 80 Kilometer vom türkischen Festland entfernt liegt, auch von strategischem Wert. Ankara erkennt die „Türkische Republik Nordzypern“ als eigenen Staat an und weigert sich, die griechische Republik Zypern im Süden der Insel als rechtmäßige Vertreterin aller Zyprer zu akzeptieren.

NEUER KURS

Um die türkischen EU-Chancen zu verbessern, entschloss sich Erdogan vor zwei Jahren zu einem Kurswechsel : Er unterstützte trotz erheblicher Widerstände im eigenen Land den UN-Friedensplan zur Wiedervereinigung Zyperns. Und nicht zuletzt seinem Einfluss war es zu verdanken, dass die Wähler im türkischen Inselteil dem Plan bei einem Referendum im vergangenen Frühjahr zustimmten.

IN DER SACKGASSE

Die Wiedervereinigung scheiterte jedoch, weil die griechischen Zyprer mit Nein votierten. Der griechische Inselteil wurde anschließend allein in die EU aufgenommen, dem Norden versprach Brüssel massive Unterstützung. Aus Sicht der Türkei befindet sich der schwarze Peter in der Zypernfrage seit dem Referendum eindeutig auf der griechischen Seite. Erdogan saß also in der Zwickmühle, als die EU nun Zugeständnisse von ihm verlangte. Dem Premier drohte ein Gesichtsverlust in der Heimat. güs

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