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Politik: Immer mit Verspätung (Kommentar)

Die kleineren Länder haben es besonders schwer. Sie sind meist die Letzten.

Die kleineren Länder haben es besonders schwer. Sie sind meist die Letzten. Wie sollen sie den Vorsprung der Größeren je aufholen, geschweige denn, sie überholen? Tschechien ist so ein kleiner Nachbar der Deutschen. Prag ist nach Polen und Ungarn die letzte Station auf Gerhard Schröders Mitteleuropa-Reisen, die er mit der Doppel-Botschaft versieht: Erinnerung an die gemeinsame Wende 1989 und Blick in eine Zukunft als EU-Partner. So war es auch schon bei der Brandtschen Ostpolitik. Prag war 1973 der letzte Baustein nach Moskau, Warschau und Ost-Berlin. Muss man sich da wundern, dass sich die Tschechen ihrerseits schwerer tun bei der Aussöhnung mit den Deutschen? Diese ewige Verspätung müsste nun endlich einmal durchbrochen werden, damit sie nicht zu einer sich selbst perpetuierenden Regel wird. Schon läuft Prag, das noch vor wenigen Jahren der erste EU-Kandidat zu sein schien, Gefahr, doch noch die erste Runde zu verpassen. Die marktwirtschaftlichen Reformen und die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit werden dort nicht mehr mutig genug vorangetrieben. Diese Aufgabe kann den Tschechen natürlich niemand abnehmen. Aber die Deutschen können sie dazu ermuntern: durch deutlich mehr Zuwendung als bisher. Der Bundeskanzler ist gerade erst abgereist aus Prag - er und seine Minister sollten bald wieder hinfahren.

cvm

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