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Politik: Immer wieder dienstags

Das nächste Ziel im US-Vorwahlkampf: Der Mini-Super-Tuesday

Der Sieger steht fest, doch entschieden ist nichts. Am Dienstag fand im US-Bundesstaat New Hampshire die zweite Runde der Vorwahlen zur Nominierung des demokratischen Präsidentschaftskandidaten statt. Das Ergebnis war bei Redaktionsschluss dieser Zeitung noch nicht bekannt. Doch schon jetzt richten sich alle Augen auf den 3. Februar, den Mini-Super-Tuesday. Erstmals im Wahlkampf 1998 etabliert, bezieht sich der Begriff Super-Tuesday auf ein kritisches Datum im Kampagnen-Kalender, meist Anfang März, wenn zahlreiche US-Staaten ihre Vorwahlen abhalten.

Am kommenden Dienstag wird also in sieben Bundesstaaten gewählt. Mit South Carolina ist zum ersten Mal auch ein Südstaat dabei. Das verändert erneut die Dynamik der Auseinandersetzung. Die anderen sechs Staaten sind Arizona, Delaware, Missouri, New Mexico, North Dakota und Oklahoma. Können Liberale aus dem Nordosten Amerikas, wie John Kerry und Howard Dean, auch im Süden des Landes punkten? Wem geben die Schwarzen ihre Stimmen? Für wen votieren jetzt die Demokraten in Missouri, dem Heimatstaat von Richard Gephardt, der nach Iowa aus dem Rennen ausgestiegen war? Bislang ging es weniger um die Anzahl der Delegierten – die ist in Iowa und New Hampshire klein –, sondern um das so genannte „Momentum“, also die Schwungkraft, die die Ergebnisse der Vorwahlen für die erfolgreichen Kandidaten entwickeln.

Am 3. Februar dagegen werden mehr als viermal so viele Delegierte für den Parteitag Ende Juli bestimmt. Das Momentum spielt eine wichtige Rolle. In Iowa und New Hampshire konnten alle Kandidaten persönlich wochenlang Wahlkampf betreiben. Dafür ist künftig die Zeit zu knapp. Niemand kann in einer Woche in sieben Bundesstaaten eine flächendeckende Kampagne organisieren. Umso entscheidender ist das Image der Kandidaten. Jeder Fehler, Versprecher oder sonstwie verunglückte Auftritt in den Medien kann schwer wiegende Folgen haben.

Um Gephardts Erbe in Missouri streiten bereits seit Tagen Kerry und John Edwards. Die Rivalen werben auf aggressive Weise die besten Mitarbeiter aus Gephardts Wahlkampfteam ab. Auch ihn selbst bedrängen sie. Allerdings ist offen, ob und wann Gephardt seine Präferenz verkündet. Offiziell sagen alle Kandidaten, dass jeder Staat für sie gleich wichtig sei. Doch inoffiziell heißt es, Kerry konzentriere sich auf Missouri, Edwards auf South Carolina, wo der Senator aus North Carolina geboren ist und gut im Rennen liegt.

Kerry darf South Carolina nicht vernachlässigen, denn hier stimmen viele Schwarze ab. Ihr Wähleranteil bei den Demokraten könnte bei 40 Prozent liegen. Insbesondere schwarze Jugendliche sind entschlossen, für Al Sharpton zu stimmen, den einzigen Schwarzen unter den Kandidaten. Für wen der noch unentschiedene Rest votiert, liegt vor allem in den Händen von James Clyburn, dem schwarzen Kongress-Abgeordneten aus South Carolina. Um dessen Gunst wird ebenfalls kräftig gebuhlt.

Bis vor wenigen Tagen hatte Kerry in South Carolina noch keinen einzigen Werbespot für sich laufen lassen, nur zwei Büros und sieben bezahlte Angestellte. Zum Vergleich: Dean hatte dort 50 Angestellte, Clark 40 und Edwards neun. Den organisatorischen Rückstand will Kerry wettmachen: Er setzt auf seine Vietnam-Erfahrung, seine Arbeit mit Veteranen und seine Zeit als Staatsanwalt. Das, hofft er, werde auch im Süden die Wähler überzeugen.

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