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Politik: In der ersten Reihe ist nur für einen Platz

Die CDU vertraut Christoph Stölzl – Frank Steffel hat das Nachsehen

Diesmal sitzen sie in vollem Licht, vorne und rechts, jedenfalls von den Delegierten aus gesehen. Wenn das keine gute Positionsbestimmung für die Vertreter Berlins auf dem CDU-Bundesparteitag in Hannover ist. Nicht mehr hinten, nicht mehr versteckt, sondern wahrgenommen von denen da oben, von Angela Merkel besonders, die ihr Augenmerk immer mal wieder auf die Hauptstadt-Partei richtet.

Der Kopf auf Platz eins in der ersten Reihe fällt ja auch auf: Christoph Stölzl, der Landesvorsitzende, der Mann für Kultur, parlamentarische und andere. Auch sein Platz in der Messe der Hannoverschen Möglichkeiten ist gut gewählt. Schließlich soll er in den Bundesvorstand gewählt werden, als Zeichen der Wertschätzung für seine Position. Ein Liberal-Konservativer ist er, liberal im Umgang und insofern, als er der CDU das unter Eberhard Diepgen einstmals erarbeitete Profil als Großstadt-Partei zurückgeben will – aber modernisiert. Und mit anderen Köpfen.

Jeder an seinem Platz: In der zweiten Reihe sitzt unauffällig Diepgen, in der dritten von vier Reihen, die Berlins CDU füllt, Frank Steffel, der Fraktionschef. Jünger als Stölzl ist er, gilt aber schon als alter Ränkeschmied.

Merkel und denen, die fast ständig in der Hauptstadt sind, begegnen die seit Monaten dauernden Auseinandersetzungen täglich: in Gesprächen am Rande der großen Politik und in den Medien. Streit – aber nicht um Werte, sondern um Personalkonstellationen, erbittert geführt bis ins Kleinste. Die Folge, so hat die Bundesführung erfahren müssen, können Fehden sein, die zwanzig Jahre dauern.

Deshalb nun die Unterstützung für Stölzl, und die demonstrative Beachtung, die er erfährt, auch von Thomas Goppel, dem CSU-Generalsekretär, der vor dem Parteitag immer wieder bei ihm anrief. Die Unionsparteien hoffen gemeinsam, dass er die Veränderung nach Kräften anschiebt. Und dann gibt es da noch die Frage, ob Steffel am richtigen Platz ist. Der, der in der Beliebtheitsskala in Berlin immer noch ganz unten steht und in der Öffentlichkeit als unvermittelbar gilt – jedenfalls für einen Platz in der ersten Reihe. Dass er dorthin nicht gelangt, darauf hat die Bundesspitze ein waches Auge. Dafür hat sie Stölzl gewählt.

Stefan-Andreas Casdorff

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