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Politik: In Elfenbeinküste trauert niemand dem Ex-Präsidenten Bedie nach

Der Alltag scheint sich in Elfenbeinküste wieder zu normalisieren. Die Plünderungen haben aufgehört, nachdem auf Plünderer Schießbefehl erteilt worden ist.

Der Alltag scheint sich in Elfenbeinküste wieder zu normalisieren. Die Plünderungen haben aufgehört, nachdem auf Plünderer Schießbefehl erteilt worden ist. Der Flughafen Abidjan ist wieder eröffnet, und Frankreich hat den Alarmzustand für seine 550 Soldaten in Elfenbeinküste aufgehoben. In den Zeitungen des Landes war der überraschende Weihnachts-Putsch der Militärs überwiegend wohlwollend aufgenommen worden, von "Befreiung der Elfenbeinküste" schrieb ein Blatt, "Der Autokrat fällt aus allen Wolken", titelte ein anderes. Dem abgesetzten Präsidenten Henri Konan Bedie, der das Land seit 1993 regierte, scheinen nur wenige eine Träne nachzuweinen.

Bedie, der Amtsnachfolger des ivorischen Staatsgründers und ersten Präsidenten, Felix Houphouet-Boigny, war vielfach Vetternwirtschaft vorgeworfen worden. Die Bevölkerung kreidete ihm an, dass seine beiden Söhne starken Einfluss im Wirtschaftsleben haben. Nach seiner Absetzung hatte Bedie zunächst Zuflucht auf einer französischen Militärbasis gefunden, er wurde dann nach Togo ausgeflogen. Für Sympathie mit den neuen Machthaber scheint beigetragen zu haben, dass diese als eine der ersten Amtshandlungen die Gefängnisse öffneten, in denen Gefolgsleute von Bedies politischen Gegenspieler, Allasane Ouattara, einsaßen. Mit der Befreiung von politischen Häftlingen kamen auch 6500 gewöhnliche Kriminelle der Justizvollzugsanstalt Abidjan frei. Bei der turbulenten Gefängnisöffnung am Heiligen Abend waren die meisten Toten dieses Putsches zu beklagen: 24 Häftlinge, zum Teil in sehr schlechtem Gesundheitszustand, kamen im Gedränge um.

Immerhin sind am Montag sechs von den Militärs verhaftete Ex-Minister Bedies wieder freigelassen worden. Internationalem Druck gegenüber zeigte sich Guei hartnäckig, das neue Regime werde "die Würde und Ehre" des Landes garantieren: "Wenn das Ausland uns den Geldhahn zudreht, dann werden wir Maniok-Blätter essen."

Bereits am Montag hatte der General die Bildung einer zivilen Regierung für nächste Woche angekündigt, und alle Parteien, inklusive die des geschassten Präsidenten Bedie, der "Demokratischen Partei der Elfenbeinküste" (PDCI), zur Mitarbeit und zur Nennung von Kandidaten aufgefordert. Die Oppositionsparteien scheinen von solchen Versprechungen beeindruckt zu sein. Sie habe einen "guten Eindruck" vom General, erklärte Henriette Diabate, Generalsekretärin der Vereinigung der Republikaner (RPR), der Hauspartei des immer noch im Quasi-Exil in Paris weilenden Allasane Ouattara. Und ein Sprecher der sozialistischen Ivorischen Volksfront (FPI) lobte den "höflichen Ton" des Generals.

Nach den internationalen Protesten am Staatsstreich, vorgetragen von den USA, Großbritannien, der Organisation für Afrikanische Einheit, Südafrika und Nigeria, scheint der Druck auf das neue Regime etwas abzuflauen. Frankreich, ein starker Handelspartner der Elfenbeinküste, will in seiner Haltung gegenüber dem Putsch die neue französiche Politik der "Nicht-Einmischung" in Afrika verdeutlichen. Es gehe nicht mehr darum, bestimmte politische Führer in Afrika gegen den Willen des Volkes an der Macht zu erhalten, erklärte Charles Josselin, Minister für Zusammenarbeit. Im übrigen werde man sich dafür einsetzen, dass die Elfenbeinküste zu demokratischen Verhältnissen, sprich freien Wahlen, rasch zurückkehre.

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