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Politik: In Erwartung eines Krieges

Warum Jordaniens Armee Unruhen in der Stadt Maan niederschlägt

Die Armee hat die Stadt besetzt, die 70 000 Einwohner stehen seit drei Tagen unter Ausgangssperre, Häuser wurden gesprengt, Brandbomben abgeworfen: Diese Szenen erinnern an den Alltag in den Palästinensergebieten, spielen sich jedoch in Jordanien ab, dem angeblich so stabilen Verbündeten der USA in Nahost. Mindestens vier Tote hat es in Maan, einer etwa 220 Kilometer südlich von der Hauptstadt Amman liegenden Provinzstadt, bei heftigen Auseinandersetzungen zwischen Armee und Bewohnern gegeben. Die Polizei hatte am Sonntag die Stadt gestürmt und versucht, ein Dutzend Männer angeblich wegen Schmuggels und illegaler islamistischer Aktivitäten festzunehmen.

Die verarmte Stadt Maan ist als Unruheherd und für seine islamistischen Tendenzen bekannt, zuletzt hat es im Januar gewaltsame Auseinandersetzungen mit der Polizei gegeben, 1996 waren hier die „Brotunruhen“ ausgebrochen. Da die gesuchten Männer von den ansässigen Beduinenstämmen verteidigt wurden und es mindestens vier Tote gab, darunter einen Polizisten, griff am Montagmorgen die Armee an: Eine Ausgangssperre wurde verhängt, Schulen geschlossen, Telefonleitungen gekappt. Informationsminister Mohammed Adwan erklärte, die Armee werde so lange in Maan bleiben bis alle Verdächtigen festgenommen seien.

Während die Regierung von einer Aktion gegen „kriminelle Banden“ spricht, gehen Beobachter davon aus, dass das Regime mit der massiven Militäraktion Gegnern eines Militärschlags gegen den Irak eine Botschaft übermitteln will: Wir tolerieren keinen Widerstand gegen unsere Politik. Ein Regierungsvertreter bezeichnete die Offensive gegen Maan als „präventive Maßnahme“ im Hinblick auf befürchtete Reaktionen im Falle eines Irak-Krieges. König Abdallah II. hat klar gemacht, dass Jordanien anders als 1991 in einem möglichen Irak-Krieg auf der Seite der USA stehen werde, um die amerikanischen Hilfszahlungen nicht zu gefährden. Die jordanische Bevölkerung dagegen ist mehrheitlich gegen einen Krieg. Islamistische Kreise stehen an der Spitze des Widerstandes.

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