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Politik: "In Schleswig-Holstein werden wir für den Machtwechsel sorgen" - FDP-Chef Wolfgang Gerhardt über den Zustand seiner Partei

Wolfgang Gerhardt ist der Vorsitzende der FDP. Vor dem Dreikönigstreffen sprach Thomas Kröter mit dem Politiker über die ZUkunft der Liberalen.

Wolfgang Gerhardt ist der Vorsitzende der FDP. Vor dem Dreikönigstreffen sprach Thomas Kröter mit dem Politiker über die ZUkunft der Liberalen.

1999 - ein verlorenes Jahr für die FDP, meint Walter Döring, Gastgeber des Dreikönigstreffens. Teilen Sie die Auffassung?

Es war ein schwieriges Jahr. Wir mussten die Erfahrung machen, dass Erfolge nur durch eigene Haltung, klare Ziele und organisatorische Geschlossenheit zu erreichen sind. Das müssen wir 2000 besser lösen.

Klingt nach Selbstkritik des Parteivorsitzenden. Was haben Sie falsch gemacht?

Ja, auch Selbstkritik. Wenn man sich in einem Fünfparteiensystem als Opposition behaupten will, muss man noch deutlicher, noch klarer, noch präziser reden, kein Blatt vor den Mund nehmen und sein politisches Credo laut erschallen lassen.

Was Ihnen persönlich als Farblosigkeit angelastet wird - kein Problem von Wolfgang Gerhardt, sondern eins der FDP?

Vielleicht stellt sich die Öffentlichkeit nur Politiker vor wie Gerhard Schröder, der jedes Medienereignis sucht. Sie braucht aber Politiker, die Substanz bieten.

Auch Ihr Generalsekretär Westerwelle ist ein Medienvirtuose. Warum trägt die erhoffte Regeneration der FDP in der Opposition trotzdem so wenig Früchte?

Wir sind sehr gut gestartet. Dann gab es eine Zeit der Windfallprofite der CDU, die von der Regierungsschwäche profitierte. Doch davon kann die Opposition nicht leben. Entscheidend ist die Nachhaltigkeit der Politik.

Aber nun setzt die FDP auf einen Mitnahmeeffekt: Westerwelle hofft auf Unionsanhänger wegen des CDU-Spendenskandals.

Nein, wir spekulieren nicht auf Windfallprofite. Wir gehen realistisch davon aus, dass angesichts der Vorgänge in beiden großen Parteien die FDP der Öffentlichkeit offensiver sagen kann: Wir haben ein faires Rechnungswesen; wir sind nicht die vermögenste Partei. Bei uns sind die Konten in Ordnung. Bei uns wird nicht mit privaten Fluggesellschaften über Landesbanken gereist. Aber das wird nicht genügen: Wir müssen klare Ziele hinzufügen. Die Bürger wenden sich bei dieser Schlacht zwischen beiden großen Parteien eher mit Grausen ab.

Das klarste Ziel ist immer: Machtwechsel. Darum geht es in Schleswig-Holstein und NRW. Dort sinken die CDU-Chancen. Muss das nicht auf Sie durchschlagen, weil die gemeinsame Machtperspektive schwindet ?

Gemeinsame Machtperspektiven sind wichtig. Die Wähler orientieren sich auch daran. Aber politische Grundsätze sind ebenso bedeutsam. Die FDP hat in Kiel aus sehr grundsätzlichen Überlegungen ihre Bereitschaft zum Machtwechsel und einer Koalition mit der CDU unter Volker Rühe gezeigt. Die Entscheidung ist richtig. Die FDP wird zulegen und so einen Wechsel ermöglichen.

In Nordrhein-Westfalen hat die FDP erst, nachdem es der CDU etwas besser ging, aufgehört, der SPD nachzulaufen.

Die Landesverbände entscheiden in eigener Verantwortung. Dass die FDP in einem Land, wo sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen SPD und CDU abzeichnet, klug überlegt - das ist die normalste Sache der Welt.

Ihr Ehrenvorsitzender Genscher hat die FDP vor einem Nischenliberalismus gewarnt. In welchem Raum wollen sie sich bewegen?

Im Willen zur Erneuerung von Politik und Gesellschaft an der Jahrtausendwende, und in Präsentation des Besten, was unser Land bietet: Als freiheitliche Verfassungspartei.

1999 - ein verlorenes Jahr für die FDP[meint]

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