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Indien: Sicherheitskräfte nach Anschlag in Alarmbereitschaft

Nach dem verheerenden Brandanschlag auf einen Schnellzug zwischen Indien und Pakistan sind die indischen Sicherheitskräfte in höchsten Alarmzustand versetzt worden. Bei dem Anschlag sind mindestens 60 Menschen ums Leben gekommen.

Neu Delhi - Nach Angaben eines Polizeisprechers wurden Polizei und paramilitärische Truppen auf die fünf Bahnhöfe der indischen Hauptstadt Neu Delhi, auf Bahnhöfe in Nordindien sowie in Neu Delhis Nahverkehrszüge entsandt, um weitere Anschläge zu verhindern.

Der Anschlag ereignete sich einen Tag vor dem geplanten Besuch des pakistanischen Außenministers Khurshid Mahmud Kasuri in Indien. Der indische Bahnminister Lalu Prasad Yadav machte Gegner des Friedensprozesses zwischen Indien und Pakistan für den Anschlag rund 100 Kilometer nördlich der indischen Hauptstadt verantwortlich. Die pakistanischen Sicherheitsbehörden verdächtigten radikale indische Hindus.

Zusammenhang mit Anschlägen in Bombay 2006?

Mindestens 60 Passagiere waren bei der Explosion zweier Brandbomben in dem auch "Friedenszug" genannten Express verletzt worden. Yadav sprach von einem "Terrorakt" wie im Juli vergangenen Jahres in Bombay. In der westindischen Finanzmetropole hatten damals mutmaßliche muslimische Extremisten, die den Friedensprozess ablehnen, 186 Menschen bei einer Bombenserie in Vorortzügen getötet.

Zunächst bekannte sich niemand zu dem Anschlag vom Montag, bei dem zwei Waggons völlig ausbrannten. Die meisten Opfer waren Pakistaner. Unter den Toten sind auch Kinder. Eine pakistanische Mutter sagte dem Nachrichtensender NDTV, sie habe fünf Kinder in dem Inferno verloren. Der Anschlag ist der erste in Indien, der sowohl Inder als auch Pakistaner zum Ziel hatte.

Die Leichen vieler Opfer waren bis zur Unkenntlichkeit verbrannt und konnten zunächst nicht identifiziert werden. Indische Medien berichteten, mehrere Passagiere seien aus dem brennenden Zug gesprungen. Nach dem Anschlag brachten Sicherheitskräfte drei weitere Sprengsätze kontrolliert zur Explosion. Angaben der pakistanischen Regierung zufolge waren 757 Menschen in dem Zug, 553 davon Pakistaner. Der pakistanische Außenminister Kasuri betonte, er werde wie geplant am Dienstag nach Neu Delhi reisen. Bei dem Gespräch mit seinem indischen Amtskollegen Pranab Mukherjee am Mittwoch soll es unter anderem um den Friedensprozess und gemeinsame Anti-Terror- Initiativen gehen.

Musharraf bekräftigt Verhandlungsbereitschaft

Die Regierungen in Indien und Pakistan sowie die EU und die USA verurteilten die Tat auf das Schärfste. Der indische Premierminister Manmohan Singh kündigte an, die Schuldigen würden gefasst werden. Der pakistanische Präsident Pervez Musharraf betonte, solche Anschläge würden die Entschlossenheit nur stärken, Frieden zwischen Indien und Pakistan zu erreichen. Außenminister Kasuri sprach von einem "entsetzlichen Terrorakt". Die deutsche EU-Ratspräsidentschaft rief Indien und Pakistan dazu auf, sich weiterer Gewalt entgegenzustellen und den Weg des Dialogs weiter zu verfolgen. Die USA nannten den Anschlag einen "mutwilligen Terrorakt".

Der Samjhauta-Express ist eine von nur zwei Bahnlinien, die die um Versöhnung bemühten südasiatischen Staaten verbinden. Wörtlich übersetzt heißt Samjhauta "Verständigung", die Bahn ist aber auch als "Friedenszug" bekannt. Die Linie wurde 2004 im Rahmen der indisch-pakistanischen Friedensgespräche wiederbelebt, die vor drei Jahren begannen. Seit ihrer Unabhängigkeit von britischer Kolonialherrschaft 1947 haben Indien und Pakistan drei Kriege gegeneinander geführt, zwei davon um die geteilte Region Kaschmir. Im indischen Teil Kaschmirs kämpfen muslimische Extremisten um die Unabhängigkeit oder den Anschluss der Region an Pakistan. Indien wirft Pakistan vor, die Extremisten zu unterstützen. (tso/AFP/dpa)

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